Page 98 - Untergegangene VölkerDie Unvernunft der Gottlosigkeit
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96 DIE UNVERNUNFT DER GOTTLOSIGKEIT
der Gesellschaft erniedrigt und gedemütigt zu werden und den-
noch fühlen sie sich nicht verletzt.
Interessant dabei ist, dass jene Leute gebildet sind und
Hochschulreife haben mögen, doch ihr Verlangen aufzusteigen,
veranlasst sie, sich auf solch erniedrigende Weise zu gebärden. Sie
glauben, dass das eine existentielle Realität ist. Obwohl sie wissen,
dass es eine niederträchtige Verhaltensweise ist, betrachten sie es als
einen unerlässlichen Bestandteil des ’Karrieremachens’ im
Geschäftsleben. Gewiss ist es nicht ihr Chef, den sie respektieren,
sondern sein Geld und seine Stellung.
Das gleiche Verhaltensmuster zeigt sich zuhause. Man nehme
die Einstellung der ignoranten Leute ’unerwünschten’ Gästen
gegenüber als Beispiel. Der ungelegene Besuch solch eines
Bekannten wird mit Lügen am Telefon unterbunden. Wenn ein
Besucher unangemeldet auftaucht verstummen die Leute im Haus
vollständig und vermeiden jegliches Geräusch und warten bis er
wieder geht. Einen Gast zu bewirten sehen sie als eine Last an und
verhehlen ihre Abneigung dagegen nicht im geringsten. Wenn sie,
trotz aller Bemühungen es zu vermeiden, dennoch jemandem ihre
Türe öffnen müssen, so reden sie schlecht über ihn hinter seinem
Rücken, sobald er gegangen ist. Sie wissen sehr wohl, dass es
unmoralisch ist, sich jemandem gegenüber als guter Freund zu
gebärden und dann hinter seinem Rücken schlecht über ihn zu
reden, doch sie können sich dieser niederträchtigen
Verhaltensweise nicht erwehren.
Im Alltagsleben kann man viele Beispiele für diese Charakter-
armut finden. Es ist, beispielsweise ganz gewöhnliches Verhalten
für die ignoranten Leute in einen Bus zu stürzen und dabei andere
Leute zur Seite zu stoßen, um sich einen Fensterplatz zu sichern
oder es zu verweigern, seinen Sitzplatz für eine ältere oder körper-