Page 123 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya









                 DER IRRTUM DER “EVOLUTIONSPSYCHOLOGIE“
































                        ach dem ersten Donnerschlag, den Darwins Der Ursprung der Arten und Die Abstammung des Menschen
                        verursacht hatten, begannen viele Evolutionisten darüber zu spekulieren, ob und inwieweit die
             N Evolution das menschliche Sozialverhalten, Emotionen, Urteile und Ideen  - alles Attribute des men-
             schlichen Geistes - beeinflusst haben könnte. Ihr Grundgedanke war, dass einer evolutionären Entwicklung un-
             seres Körpers auch eine evolutionäre Entwicklung unseres Verhaltens entsprechen müsse. Also begannen die
             Evolutionisten, denen nach wie vor unbekannt war, wie biologische Strukturen entstehen, sich Geschichten

             auszudenken über die angebliche Evolution der menschlichen Seele.
                 In Die Abstammung des Menschen hatte Darwin behauptet, in nicht allzu ferner Zukunft würde die Evolution
             auch die Grundlagen der Psychologie schaffen, und dies folgendermaßen begründet:

                 “In ferner Zukunft glaube ich, weite Betätigungsfelder für weit bedeutendere Forschungen zu sehen. Die
                 Psychologie wird auf neuen, sicheren Fundamenten stehen ... Das Licht der Erkenntnis wird dann auf den
                 Ursprung der Menschheit und ihrer Geschichte fallen.“     181

                 Die erste wissenschaftliche Initiative in dieser Richtung ging aus von dem Entomologen Edward O. Wilson
             an der Harvard University. Obwohl sie kläglich scheiterte, wurde sie unter dem Begriff Soziobiologie bekannt.
                 In Sociobiology: The New Synthesis, erschienen 1975, behauptete Wilson, dass tierisches Verhalten eindeutig bi-
             ologisch definiert sei. Der Evolutionstheorie verhaftet, glaubte er, dass spezielle Gene das menschliche und das
             tierische Verhalten steuern. Sein Experimentierfeld waren Insekten, denen er auch die ersten 26 Kapitel seines
             Buches widmete. Dann endlich, im 27. Kapitel, versuchte er seine “Ergebnisse“ auf Menschen zu übertragen. 1978
             schließlich veröffentlichte er sein Buch Human Nature, in dem er behauptete, Gene seien

             verantwortlich für Verhaltensweisen wie Hass, Aggression, Xenophobie, Freundlichkeit,
             Homosexualität und die Verhaltensunterschiede zwischen Mann und Frau. All das
             beruhte jedoch nur auf Spekulation.
                 Keine seiner Thesen und keine These seiner  Anhänger konnten jemals wis-
             senschaftlich bestätigt werden. Im Gegenteil: Alle wissenschaftlichen Ergebnisse zu
             diesem Thema führten eher zu gegenteiligen Erkenntnissen.
                 Eine weitere unwissenschaftliche Behauptung Wilsons war, alle Lebewesen
             seien nichts weiter als Träger genetischer Informationen und ihre Aufgabe bestehe
             lediglich darin, Geninformationen an die nächste Generation weiterzugeben. Für

             ihn war Evolution gleichbedeutend mit Gen-Evolution. In seinem Buch
             Sociobiology: The New Synthesis drückt er sich folgendermaßen aus:

                 “Im darwinistischen Sinn lebt ein Einzelorganismus nicht für sich selbst. Seine
                 Hauptaufgabe liegt nicht einmal darin, weitere Organismen zu erzeugen - er re-


                                                                                                    E. O. Wilson und sein Buch
                                                                                                 Sociobiology: A New Synthesis


                                                                                                                          Adnan Oktar    121
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