Page 124 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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produziert Gene und dient als deren Zwischenträger. Jeder durch sexuelle Reproduktion entstandene Organismus ist
                       eine einzigartige, akzidentielle Kombination aller Gene, die die jeweilige Spezies definieren. Die natürliche Selektion
                       ist jener Prozess, in dessen Verlauf bestimmte Gene, die in verbessertem Zustand an der gleichen
                       Chromosomenposition liegen, an die nächste Generation weitergegeben werden.  Aber der jeweilige
                       Einzelorganismus ist nur ein Transportmittel für diese Gene, Teil eines ausgeklügelten Plans, um sie mit dem biolo-
                       gischen Mindestgrad an Verwirrung zu erhalten und weiterzugeben. Der berühmte Aphorismus von Samuel Butler,
                       dass das Küken nur ein Mittel für das Ei sei, ein weiteres Ei zu legen, scheint sich zu bewahrheiten: Der einzelne
                       Organismus ist nur ein Mittel für die DNS, noch mehr DNS zu erzeugen.“       182

                       Wilsons abenteuerliche Behauptungen waren ausschließlich Ergebnis seiner evolutionistischen Spekulationen.
                  Sogar andere Evolutionisten wie zum Beispiel Stephen Jay Gould legten Widerspruch ein:

                       “Aber Wilson geht noch ein gutes Stück weiter. Sein 27. Kapitel ... ist in erster Linie eine ausführliche Spekulation
                       über Gene, die angeblich menschliches Verhalten steuern, wie zum Beispiel Bosheit, Aggression, Xenophobie,
                       Konformismus, Homosexualität und all die Verhaltensunterschiede zwischen Mann und Frau in westlichen
                       Gesellschaften.“ 183

                       Aber erst mit dem evolutionistischen Zoologen Richard Dawkins erreichte die evolutionistische Spekulation
                  über menschliches Verhalten einen bisher nicht übertroffenen und schier unglaublichen Höhepunkt.


                       Dawkins und “egoistische Gene“ tragende Roboter


                       Ausgehend von den unhaltbaren Behauptungen über Gene in der Soziobiologie und ihrer Weiterentwicklung,
                  der evolutionären Psychologie, hat Richard Dawkins die Idee des “egoistischen Gens“ in die Welt gesetzt.
                       Demzufolge sind die Hauptziele eines lebenden Organismus das Überleben und die Fortpflanzung - in seinen
                  Worten: der Schutz der eigenen Gene und die Weitergabe an folgende Generationen. Das aber ist nichts weiter als
                  Spekulation.
                       Gemäß dieser Schlussfolgerung aus der Evolutionstheorie, haben sich unbelebte chemische Substanzen irgend-
                  wann selbst organisiert - wie auch immer dies geschehen sein mag - zu DNS-Strukturen, die sich selbst repro-
                  duzieren können. Die erste so entstandene DNS-Struktur, die aus dieser angeblichen chemischen Suppe entstanden

                  sein soll, war angeblich das Gen mit nur einem Zweck zur Fortpflanzung. Irgendwie hat dieses Gen “sich entsch-
                  ieden“, sich selbst zu kopieren, wobei es weitere Gene erzeugt hat. Als Folge von Kopierfehlern während dieses
                  Vorgangs sind jedoch neue, veränderte Gene entstanden. Anschließend haben diese Gene auf irgendeine Weise “gel-
                  ernt“, wie sich aus ihnen unterschiedliche Körper entwickeln, in denen sich die veränderten Gene besser repro-
                  duzieren können. Jene Gene, die die am besten geeigneten Körper codieren konnten, wurden dadurch besser und
                  effizienter reproduzierbar. Die Evolutionisten behaupten nun, dass als Ergebnis dieses Vorgangs - dessen wie und
                  warum sie nicht weiter erklären können - sich Körper hinsichtlich ihrer Form und Funktion allmählich weiteren-

                  twickelt haben. Diese abenteuerliche Geschichte, gehört heute zum Selbstverständnis des modernen Darwinismus.
                  Aber selbst die Evolutionisten sind sich über die Unmöglichkeit im Klaren, dass ein menschlicher Körper oder eines
                  seiner Organe, auch nicht die Zellen innerhalb dieser Organe, ja nicht einmal ein einziger Zellbaustein aus eigener
                  Kraft ins Dasein kommen kann.
                       Dawkins jedoch macht diesen Mythos zum Ausgangspunkt seiner Theorie und verkündet, dass es zwischen den
                  Genen einen “Wettbewerb“ gebe. Dies verbreitete er in seinem Buch Das egoistische Gen:

                       “Wir sind Überlebensmaschinen - bewegliche Roboter, nur darauf programmiert, egoistische Moleküle zu erhalten,
                       die wir Gene nennen. Das ist eine Wahrheit, die mich noch immer mit Erstaunen erfüllt. Obwohl ich es schon seit
                       Jahren wusste, kann ich mich noch immer nicht an diesen Gedanken gewöhnen. Eine meiner Hoffnungen ist, dass ich
                       damit auch andere in Erstaunen versetzen kann...“    184

                       Wenn man Dawkins glaubt, ist der Mensch nur ein gentragender Roboter. Der einzige Grund für seine Existenz
                  wäre demzufolge die Reproduktion dieser Gene, damit sie in Konkurrenz mit anderen Genen treten und die
                  Ergebnisse dieser Konkurrenz an zukünftige Generationen weitergeben können. Es ist offensichtlich, dass eine
                  solche Theorie, die die Existenz der Seele leugnet und menschliche Lebewesen nur als Ergebnis eines mechanistis-
                  chen Entwurfs begreift, völlig unrealistisch ist.

                       Nichtsdestotrotz befürwortet eine Reihe von Evolutionisten, die nach einer materialistischen Erklärung suchen,
                  diese unwissenschaftliche Theorie von Dawkins. In seinem Buch Human Nature behauptet zum Beispiel Wilson, dass
                  Zweck und Bedeutung der menschlichen Existenz nur durch Gene konstituiert werden:



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