Page 127 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya
Ein weiteres Dilemma der Evolutionstheorie: Altruistische “Gene“
Der Evolutionstheorie zufolge herrscht in der Natur ein grausamer Kampf ums Überleben, den nur der
Stärkere gewinnt. Aber man hat längst festgestellt, dass es in der Natur auch Lebewesen gibt, die sich gegenseitig
helfen, sich füreinander aufopfern und sogar ihr Leben für ihre Artgenossen hingeben. Um eine Erklärung zu
finden, die mit den Grundannahmen des Darwinismus in Einklang zu bringen ist, hat Wilson eine Reihe von
Thesen aufgestellt, die zur Grundlage der Soziobiologie geworden sind. Eine davon: W. D. Hamiltons “ver-
wandtschaftliche Selektion“. Ihr zufolge schützt ein Lebewesen seine Nachkommenschaft oder andere
Herdenmitglieder nicht aus altruistischen Gründen, sondern um seine eigenen egoistischen. Anders ausgedrückt:
Ziel jedes Lebewesens ist es, seine eigenen Gene an die nächsten Generation weiterzugeben. Wenn also ein
Muttertier in seinem Nachwuchs “weiterleben“ will, ist es gezwungen, seinen Nachwuchs notfalls auf Kosten
seines eigenen Lebens zu verteidigen. Soll heißen: Grundlage seiner Selbstlosigkeit ist sein eigener Egoismus!
Welch ein pseudowissenschaftlicher Unsinn! Erstens: Kein einziges Lebewesen in der Natur ist sich seiner
Gene bewusst, schon deshalb kann es sich nicht verpflichtet fühlen, sie zu schützen. Zweitens: Kein Lebewesen
kann wissen, dass seine eigenen Gene in seiner Nachkommenschaft weiterexistieren. Ergo gibt es auch keinen
Grund, sich für die Nachkommenschaft aufzuopfern. Es ist schlicht unmöglich, dass Gene - nichts als unbewusste
Molekülketten - ein Lebewesen auf diese Weise steuern können.
Darüber hinaus gibt es in der Natur viele Beispiele von Tieren, die sich nicht nur für ihre eigene Art mit ihren
eigenen Genen aufopfern, sondern auch für andere Arten. Kein Evolutionist kann das erklären, weil sein ganzer
Erklärungsansatz hinsichtlich der Gene schon völlig unsinnig ist.
Ebenso wenig ist dieses evolutionistische Erklärungsdilemma auflösbar, indem man behauptet, der Zwang,
seine Nachkommenschaft zu schützen, sei im Genom von Lebewesen quasi eingebaut. Denn das führt lediglich
zur Frage, wie denn bitte schön ein solch komplexes Verhalten Eingang in das Genom finden konnte? Die
Evolutionstheorie ist nicht in der Lage, zu erklären, wie überhaupt auch nur ein einziges Gen zufällig ins Dasein
treten kann. Deshalb ist es ihr auch nicht möglich, zu erklären, wie die entsprechenden Informationen Eingang in
die Gene finden können. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Jede in den Genen gespeicherte
Informationseinheit ist eine Schöpfung Gottes, der Quelle unbegrenzter Weisheit und des Wissens.
Die Soziobiologen wollen alle altruistischen Parameter, die sie glauben, in der Tierwelt vorzufinden, auf
menschliches Verhalten übertragen. Wenn eine Tiermutter versucht, ihr Junges zu schützen, versucht sie in
Wirklichkeit angeblich nur, ihre eigenen Gene zu erhalten. Die evolutionistische Leugnung aller mit der men-
schlichen Seele verbundenen Eigenschaften und ihre Bemühungen, sie mit Begriffen der Evolutionstheorie zu
beschreiben, stehen auf mehr als wackeligen wissenschaftlichen Beinen. Sie drückt sich herum um Tatsachen wie
jene, dass es menschliches Bewusstsein und ein Gewissen gibt. Sie leugnet die Tatsache, dass Menschen eine
Seele, Vernunft und Urteilsvermögen haben, weshalb sie zwischen richtig und falsch unterscheiden können.
Wenn sich eine Mutter für ihr Kind aufopfert, so tut sie es, weil sie ihr Kind liebt und mit ihm fühlt, weil sie weiß,
wie hilflos es ist und weil sie es deshalb beschützen will. Wenn ihr Kind Schmerzen hat, wird sie dies
nachempfinden und um jeden Preis versuchen, sie zu lindern. Keine von den Evolutionisten erfundene und bei
ihnen so beliebte gen-definierte Maschine wird je derartiges empfinden.
Tatsächlich ist es so, dass selbst Evolutionisten sich bewusst sind, dass die Evolutionstheorie nicht in der Lage
ist, die menschliche Seele zu erklären. Der Evolutionist Robert Wallace schreibt in seinem Buch The Genesis Factor:
“Ich glaube nicht, dass der Mensch nur ein schlauer Egoist ist, dem nur an seiner genetischen Reproduktion gele-
gen ist. Zweifellos ist er das. Aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, weil er viel mehr als das ist. Beweise dafür
gibt es überreichlich. Man muss nur einmal im Leben den Canon in D-Dur von Johann Pachelbel gehört haben, um
zu wissen, dass der menschliche Geist in unermessliche Tiefen reicht.“ 187
Wallace betont mit diesen Worten einen ungemein wichtigen Punkt. Dem Neodarwinismus zufolge ist der
Mensch angeblich nur eine gen-transportierende Maschine. Für ein so verstandenes Wesen müsste es eigentlich
unmöglich sein, Musik zu genießen, Freude aus einem Film zu gewinnen, geschweige denn, selbst einen zu
drehen, ein Buch zu lesen oder gar zu schreiben, aus Büchern zu lernen oder Ideen auszutauschen. Menschen
entsprechen in Wirklichkeit überhaupt nicht dem Menschenbild der Evolutionisten, und jeder weiß das von sich
selbst. Kein Evolutionist kann jemals die Frage beantworten, wie und wieso eigentlich der Mensch ins Dasein
gekommen ist, mit seinem Denkvermögen, seinen Gefühlen und seiner Lebensfreude - weil sie in Wirklichkeit
nichts wissen über den Ursprung all dessen.
Adnan Oktar 125