Page 58 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Oben: König Prempeh,
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                                                                                                                         Ashantistammes und die
                                                                                                                         Königinmutter unterwerfen
                                                                                                                         sich    den     britischen
                                                                                                                         Truppen.
                                                                                                                         Links: Die Behandlung von
                                                                                                                         eingeborenen Australiern.





































                       Sozialdarwinismus und Krieg


                       Die trügerische Idee, dass der Kampf zwischen den Rassen den Fortschritt der Nationen beschleunigen könne,
                  wurde auch zur geistigen Grundlage von Kriegen. Vor dem 1. Weltkrieg, als der Sozialdarwinismus in voller Blüte
                  stand, galt der Krieg als das bestgeeignete Mittel zur Vernichtung der Schwachen und Kranken, die angeblich nur

                  eine gesellschaftliche Belastung für das Überleben der Starken und die Entwicklung der Menschheit sind.
                       In der Geschichte hat es schon immer Kriege gegeben. Aber meist waren sie begrenzt und zielten zumindest
                  nicht unmittelbar auf die Zivilbevölkerung, sondern waren Schlachten zwischen Armeen. Aber in den vom
                  Sozialdarwinismus ideologisch unterfütterten Kriegen wurde die Zivilbevölkerung unmittelbar zum Ziel gemacht,
                  um die “Überbevölkerung“ durch angeblich lebensunfähige, minderwertige Menschen zu eliminieren.
                       Vor dem 1. Weltkrieg wurden in zahlreichen Reden und Artikeln die darwinistischen Grundlagen der “neuen“
                  Kriege beschrieben. Zum Beispiel von Richard Milner, einem Mitarbeiter von Natural History, dem Monatsmagazin
                  des American Museum of Natural History in New York, der über die Kriegslüsternheit der darwinistischen
                  deutschen Intellektuellen in dieser Zeit schrieb:

                       “Während des 1. Weltkriegs waren deutsche Intellektuelle fest davon überzeugt, dass die natürliche Selektion eine
                       unwiderstehlich machtvolle Kraft sei, ein Naturgesetz, das ihnen das Recht verleihe, einen blutigen Krieg um die
                       Weltherrschaft zu führen. Ihre politischen und militärischen Szenarios benutzten dabei Darwins Theorien als wis-

                       senschaftliche Grundlage für ihr Streben nach Weltherrschaft, bei voller Unterstützung deutscher darwinistischer
                       Wissenschaftler und Professoren für Biologen.   72
                       In den Kriegsjahren beteiligte sich sogar ein deutscher General F. von Bernhardi, an der Propaganda für den
                  Sozialdarwinismus. In seinem Buch Deutschland und der nächste Krieg behauptete er, dass der Krieg eine biologische
                  Notwendigkeit sei, um die Welt von “Lebensunfähigen“ zu befreien: “Der Krieg ist eine biologische Notwendigkeit

                  von erstrangiger Bedeutung, ein unverzichtbares Regulativ im Leben der Menschheit. Ohne ihn käme es zu einer
                  krankhaften Entwicklung, die jeden Fortschritt der Rasse und damit wirkliche Zivilisation verhindern würde.“             73









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