Page 230 - Das Wunder der Migration bei Tieren
P. 230
DAS WUNDER DER MIGRATION BEI TIEREN
wohl ihre Familien nicht auf Wanderschaft gegangen sind – auf Zug gegan-
gen.
2) Versuche mit der Mönchsgrasmücke
Professor Peter Berthold ist der Leiter des Ornithologischen
Forschungszentrums der Vogelwarte Radolfzell des Max Plan Instituts in
Deutschland und seit 20 Jahren berühmt für seine Forschung über Zugvögel.
Berthold und sein Team haben tausende Zugvögel gesammelt und deren
Verhalten studiert. Sie sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:
a) Die Versuchsvögel haben entsprechend ihrer inneren Uhr in einem
jährlichen Rhythmus Zugverhalten gezeigt. (Dieser innere und jährliche
Rhythmus, der an migrierenden Tieren und Vögeln beobachtet wird, basiert
auf einer biologischen Uhr, welche die physiologischen Veränderungen her-
vorruft.). Die Vögel wurden in einem festen hell/dunkel Kreislauf gehalten,
der sich nicht verändert hat und haben dennoch einige Veränderungen aufge-
wiesen: Es wurden Gewichtsveränderungen festgestellt, sie gingen in die
Mauser und in “geeigneten” Zeiten des Jahres (Frühling und Herbst), zeigten
sie Zugunruhe. Obwohl also keine natürlichen Rahmenbedingungen bestan-
den, welche die Vögel an die Migration erinnert hätten, hat ein Programm im
Inneren ihres Körpers sie auf die Migration vorbereitet. In Anbetracht dessen
sind die Forscher zu dem Ergebnis gelangt, dass die Vögel über ein
Programm verfügen müssen.
b) 97% der Versuchsvögel bekommen die Zugunruhe zum selben
Zeitpunkt wie die Vögel in freier Wildbahn, wenn sie auf Wanderschaft
gehen.
c) Die Versuchsvögel haben entsprechend ihrer Art alle Anzeichen des
Zugverhaltens aufgezeigt. Beispielsweise haben die Vögel, deren Arten auf
längere Wanderschaft gehen, entsprechend länger die Zugunruhe verspürt.
d) In Versuchen mit gekreuzten Vögeln wurde gezeigt, dass die
Migrationsbeeinflussung einer Population entsprechend ist und entweder
zuvor programmiert wurde oder genetisch ist.
Die Versuchsvögel haben darüber hinaus auf dieselbe Art, wie es bei
einem normalen Zug zu beobachten wäre, ihre Richtung gen Südwesten ein-
geschlagen, wie ihre Artgenossen, die Richtung Mittelmeer ziehen. Daher
gibt es nicht nur einen Mechanismus, der den Vögeln die Dauer für die
Zugbewegung vorgibt, sondern auch die Richtung bestimmt.
228