Page 542 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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430 Der Kürze wegen verweilen wir auf Niebuhrs Duplik gegen Hrn.
                Steinacker, S. 10.


                431 Die Gracchen erschöpften durch die von ihnen durchgesetzten
                Gesetze den Staatsschatz (Cicero von den Pflichten II, 21.), wollten aber

                doch für dessen Beschützer gelten (Tusc. III, 20.), und ergriffen nun die
                hier angeführte scheinbar populäre Maßregel, vielleicht unter dem
                Vorwande, daß Mancher ein Pferd vom Staat habe, der gar nicht diene.


                432 Wahrscheinlich im sechsten Buche, das die Römische Verfassung
                genau auseinandersetzte, das wir aber nur in Bruchstücken besitzen.


                433 Vielleicht läßt sich der hier fehlende Grund aus dem Buche Varro
                »von der Kinderzucht« ergänzen, aus welchem uns Nonius folgende
                Stelle aufbewahrt hat: – »so wie in einer Heerde der Hirte die
                untauglichen Schafe zu entfernen pflegt, die er dann Ausschüßlinge

                nennt,« [damit sie die Heerde nicht verderben;] [so ist es auch nicht gut,
                gutartige Kinder unter bösartige gemischt erziehen zu lassen, weil] »oft
                ein einziger unsittlicher und schamloser Knabe eine ganze Schaar von
                Knaben ansteckt.«


                434 Eine Spur dieser Ciceronischen Stelle glaubt der mehrmals
                angeführte Leipziger Recensent bei'm Valerius Maximus II, 1. 7.

                entdeckt zu haben; nicht mit Unrecht, wie uns dünkt. Die Stelle ist
                folgende: »Solche Zucht herrschte zwischen Eheleuten. Doch zeigt sich
                nicht das Verhalten der übrigen Verwandten gegen einander ganz in
                gleichem Geiste? Denn (um an einer scheinbaren Kleinigkeit ihren
                äußerst großen Einfluß nachzuweisen;) eine ziemliche Zeitlang badete
                nicht einmal ein Vater mit seinem mannbaren Sohne, kein
                Schwiegervater mit seinem Eidam. Offenbar wurden also die

                Verhältnisse der Blutsverwandtschaft und der Verschwägerung mit
                solcher religiösen Scheu betrachtet, wie das Verhältniß zu den Göttern:
                weil es für eben so frevelhaft galt, daß durch so heilige Bande mit
                einander verbundene Menschen sich vor einander entblößen, als daß man
                sich an einem den Göttern geheiligten Orte entblöße.«


                435 Bekanntlich gab es in Thebä eine sogenannte Schaar von Liebenden
                im Heere. S. Plutarchs Leben des Pelopidas, 18. – Ueber die sogenannte

                Gymnopädie in den Gymnasien der Griechen spricht Plato in der Rep. V,
                S. 452.






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