Page 543 - C:\Users\gstic\Documents\Flip PDF\Enzyklopädie1\
P. 543
den anderen – die Römer setzten Zerberus
ein, um die Toten zu bewachen – das beun-
ruhigende Bild des Hundes (oder des Wolfes?)
hat die Autoren immer wieder beschäftigt. Bei
den Poeten und Romantikern war er Sinnbild
des Biests und der scheuen, dämonischen
Kreatur, die Leichen oder kleine Kinder ver-
schlingt. Sir Arthur Conan Doyle widmete
ihm sogar den Titel eines der berühmtesten
Abenteuer von Sherlock Holmes, Der Hund
von Baskerville, in dem ein riesiger Hund die
Einwohner einer dunklen schottischen
Heidelandschaft verschlingt.
Hinter den Felsen eine unruhige Hündin
Betrachtet uns mit zürnendem Auge
Lauert auf den Moment, das Skelett zu nehmen
Das Stück, das sie fallen ließ
Dieser Auszug aus La Charogne von Baudelaire
(Les Fleurs du Mal) beschreibt noch einmal
diesen dunklen Aspekt des Charakters der
Hunde. Aber handelt es sich nicht um eine
Metapher, die den Hund beschreibt, aber sein
„alter ego“, den Menschen, meint?
Bildtafeln als Illustrationen für die Fabeln von Jean de La des Menschen, der unter den Wölfen lebt?
Fontaine (1621 – 1695):Der Esel und der Hund,Der Hirte
und das Meer, Buchmalerei, 1792 © Photo Josse/Leemage Soll es bedeuten, dass jeder von uns ein wenig Freund oder Feind, der Hund als unser stän-
Hund oder ein wenig Wolf ist, je nach den diger Begleiter bevölkert weiterhin unsere
Herausforderungen der Situation?
Bücher, beschämt in seiner Unschuld unsere
Gedanken, unsere menschlichen Probleme,
Das Biest
für die wir in unserer Einsamkeit selbst in der
Vergöttert von den einen – der Hund Anubis Schrift einen Begleiter auf vier Pfoten brau-
war eine ägyptische Gottheit – verteufelt von chen.
„Der Hund von Baskerville“, Illustration aus dem
Detektivroman von Arthur Conan Doyle, 1902,
Anfang 20. Jahrhundert © Costa/Leemage/Josse
520