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Falsche Vorstellungen
von richtiger
Hundeernährung
ie Ernährung, und hierbei insbesondere die
Tierernährung, ist ohne Zweifel das Gebiet
Dder Biologie, in dem sich besonders viele fal-
sche Vorstellungen halten. Diese Ideen und Fehlinfor-
mationen verbreiten sich im Laufe der Zeit immer
schneller, vor allem mit den neuen Möglichkeiten der
© Duhayer/Royal Canin Kommunikation. Deshalb fassen wir hier noch einmal
zusammen, um auszusortieren, was der Wahrheit ent-
spricht und was von dem, das man manchmal über die
Ernährung eines Hundes lesen kann, schlichtweg falsch
ist.
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Glaube und daraus entstehende Ideen
Der Zugang zum Internet eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, sich zu informieren, das Gebiet der Medizin und Tiermedizin bilden dabei
keine Ausnahme. Allerdings werden diese Internetseiten von niemandem wissenschaftlich geprüft, jeder kann hier schreiben, was er für
gut hält. So wird das Internet zu einer Sache des Glaubens und die hier über die Hundeernährung heiß diskutierten Ideen gehören zu
den gefragtesten.
Richtig oder falsch?
Ein Hund soll einmal in der Woche fasten Manche Hunde zeigen daher eine geringe Familie. Außerdem können häufige Nahrungs-
Toleranz für eine kohlenhydratreiche Fütterung. wechsel die Gesundheit des Hundes beeinträch-
Das ist falsch. Wildlebende Caniden fasten, aber
Die regelmäßige Aufnahme schnell verfügbarer tigen. Das Verdauungssystem des Hundes
dies ist deshalb keine Notwendigkeit. Es ist mit
Zucker verändert seinen Stoffwechsel und kann (Enzyme, Darmflora) braucht etwa eine Woche,
nichts zu rechtfertigen, dass ein Hund einmal die
Woche fastet. zu Übergewicht oder auch Diabetes führen. um sich an eine neue Nahrung zu gewöhnen. Zu
Schokolade, die beim Menschen als häufige Veränderungen in der Ernährung oder
Antidepressivium bekannt ist, ist für den Hund zu abrupte (Wechsel der Marke, Einführung ei-
Ein Hund arbeitet besser, wenn er Hunger hat
hoch toxisch! Auch sein Bedarf an nes neuen Inhaltsstoffes) können zu einer
Das ist falsch. In einigen Hundesportlerkreisen Mineralstoffen und Vitaminen unterscheidet schlechteren Verdauung führen, die wiederum
hält sich diese Idee. Bei einer Ausdauersportart sich von dem des Menschen: Ein Welpe hat z.B. Ursache für Verdauungsprobleme ist und
(Jagd-, Schlittenhunde) sollte man eine leichte einen wesentlich geringeren Bedarf an Vitamin manchmal vom Tierarzt behandelt werden muss
Mahlzeit geben (1/4 bis 1/3 der Tagesmenge) D als ein Kind (fast das Vierfache weniger!). (Erbrechen, Blähungen, Durchfall).
und zwar etwa drei Stunden vor der zu erbrin- Eine spezifische Ernährung ist deshalb wichtig
genden Leistung. Ein Hund, der lange Zeit für die Gesundheit und die Langlebigkeit des Eine Vollnahrung muss mit Fleisch ergänzt werden
nichts gefressen hat und dann körperliche Hundes.
Leistungen erbringen muss, wird nicht nur eine Das ist falsch. Wie der Name schon sagt, ist
schwache Leistung erbringen, dies ist für ihn Mein Hund mag auch nicht jeden Tag dasselbe eine Vollnahrung so zusammengesetzt, dass sie
auch gefährlich. fressen den Nährstoffbedarf des Tieres vollständig ab-
deckt. Die Proteine werden aus Rohstoffen für
Das ist falsch. Es handelt sich um eine die menschliche Ernährung gewonnen und sind
Was gut ist für mich, ist auch gut für meinen
Hund Vermenschlichung. Der Geschmackssinn des häufig von besserer Qualität als „Fleisch für
Hundes ist wenig entwickelt, lediglich der Tiere“, dass man im Supermarkt kaufen kann.
Das ist falsch, und dies gilt auch umgekehrt! Der Besitzer möchte seinen Hund zum Gourmet Wenn mehr als 10% der täglichen Energiemenge
Hund ist kein strikter Karnivore und der machen. Dies kann jedoch zu zahlreichen dem Hund als Belohnung gegeben werden
Mensch ein Karni-Omnivore: Ihre Stoffwechsel Verhaltensproblemen innerhalb der Familie füh- (Fleisch, Hundekuchen, Knochen zum
arbeiten unterschiedlich. Anders als der Mensch ren: Die Nahrung selbst und die Art, wie sie an- Benagen), verändern sie die Ausgewogenheit der
hat der Hund keinen Bedarf an Kohlenhydraten, geboten wird, gehören zu den Schlüsselpunkten täglichen Nahrung, mit allem
auch wenn er sie als Energiequelle nutzen kann. des Festlegens der Hierarchie innerhalb der Gesundheitsrisiken für den Hund.
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