Page 206 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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disch auf die Aufmerksamkeit, die ein Schwesterchen
oder Brüderchen erhält, besonders wenn das zweite Kind
noch ein Baby ist. Ältere Geschwister haben oft Schwie-
rigkeiten damit, ihre Gefühle zu kontrollieren. So kommt
es vor, dass die Älteren die Kleinen schlagen, ohne sich
dabei der Folgen bewusst zu sein. Das Gefühl der Eifer-
sucht wird noch verstärkt, wenn das ältere Kind getadelt
oder bestraft wird, anstatt dass die Eltern auf seine Be-
dürfnisse eingehen.
Eltern müssen sich darüber im Klaren sein, wie sie
das Verhalten eines eifersüchtigen Kindes korrigieren
oder kritisieren und welche Auswirkungen das auf ein
Kind haben kann. Ständige Kritik kann das Selbstwert-
gefühl eines Kindes mindern und die Eifersucht auf an-
dere, die privilegierter erscheinen, fördern. Das kann
Wut, Neid und Kummer hervorrufen und das uner-
wünschte Verhalten des Kindes noch verstärken. Es ist
konstruktiver, Kinder bei passender Gelegenheit, d.h. bei
angemessenem Verhalten zu loben, als sie zu kritisieren
und Partei gegen sie zu ergreifen.
Gefühle von Unzulänglichkeit
Eine wesentliche Ursache für Konflikte sind die un-
terschiedlichen Fähigkeiten der Geschwister. Die jünge-
ren neigen dazu, sich Gebiete für hervorragende Leis-
tungen auszusuchen, in denen sie nicht die Konkurrenz
der älteren Geschwister fürchten müssen. Sie wenden
sich z.B. dem Sport zu, wenn sich die älteren schulisch
hervortun. Probleme entstehen jedoch, wenn ein jünge-
res Kind das ältere zu übertreffen scheint. Wenn die El-
tern dann noch zum Wettstreit ermutigen, wird das ältere
Kind sich möglicherweise an dem jüngeren rächen. Hilf-
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