Page 207 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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reicher ist es, wenn die Eltern von Selbstkritik und nega-
tiven Vergleichen abraten und Begeisterung für die un-
terschiedlichen Leistungen jedes Kindes zeigen.
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DIE AUSWIRKUNGEN DER
STELLUNG IN DER FAMILIE
Zwar herrscht unter den Forschern eine gewisse Unei-
nigkeit darüber, welche Auswirkungen die Geburtenrei-
henfolge hat, dennoch sollen hier die allgemein akzep-
tierten Muster beschrieben werden.
Das älteste Kind
Das erste Kind hat einen Sonderstatus. In vielen Län-
dern ist das Erstgeborene (bzw. in manchen Fällen der
erstgeborene Sohn) Stammhalter, übernimmt die Fami-
liengeschäfte, erbt den Hauptteil des Vermögens und
erhält meist einen Namen, der in der Familie Tradition
hat. Erstgeborene haben häufig die Verantwortung für
jüngere Geschwister und genießen, zumindest eine Zeit-
lang, die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Von
Nachteil ist allerdings die elterliche Unerfahrenheit. Be-
sonders in der Pubertät muss das erste Kind in besonde-
rem Maß darum kämpfen, dass Regeln aus der Kindheit,
z.B. zur Kleidung, gelockert werden. Die jüngeren Kin-
der werden meist nachsichtiger behandelt.
Durch seine besondere Stellung legt das Erstgeborene
frühzeitig erwachsene Verhaltensweisen an den Tag,
steht aber auch unter größerem Druck. Es erweist sich
oft als verantwortungsbewusst, reif, anpassungsfähig
und beherrscht. Wegen der hohen Erwartungen der El-
tern konzentriert sich das Kind mehr auf Belange der
Erwachsenen als die nachfolgenden Kinder. Erstgebore-
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