Page 81 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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tend sein, das Gefühl zu haben, der Zukunft gemeinsam
entgegenzusehen.
KÖRPERBEHINDERTE
Eine große Belastung für eine Beziehung ist es, wenn
einer der Partner plötzlich körperbehindert ist. Schock,
Verzweiflung und ein Gefühl allergrößter Hilflosigkeit
sind häufig die ersten Reaktionen. Jemand, der früher
unabhängig war, ist plötzlich bei größeren und kleineren
Aufgaben auf die Hilfe anderer angewiesen. Paare füh-
len sich in ihrer Bewegungsfreiheit oft sehr einge-
schränkt, es kann zu Konflikten kommen. Behinderte
beklagen sich häufig über Langeweile und Einsamkeit,
wenn man sie allein lässt. Die Betreuer dagegen sind
häufig frustriert, weil sie nicht ihren eigenen Interessen
nachgehen können.
Die Perspektive des Behinderten
Behinderte haben oft Schwierigkeiten, sich an ihr
neues Leben und an die Grenzen, die die Behinderung
ihnen setzt, anzupassen. Bei dem Gedanken an die Zu-
kunft sind sie vielfach ängstlich oder deprimiert. Sie sind
wütend über ihre Lage und lassen dies unter Umständen
an Partnern, der Familie und Freunden aus. Eine Behin-
derung kann sogar einen gelassenen und toleranten Men-
schen streitsüchtig oder starrsinnig werden lassen.
Der Partner versucht, dem Behinderten zu helfen, in-
dem er ihm Dinge abnimmt, die er seiner Meinung nach
nicht allein erledigen kann. Das ist eine häufige Ursache
für Disharmonien in einer Beziehung. Denn Behinderte
wollen normalerweise selbst herausfinden, zu welchen
Leistungen sie fähig sind und was ihnen nicht gelingt,
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