Page 73 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Das Inertialsystem vor dem Forum der Naturforschung.  61

     BehaiTungsgesetzes  : Lange's »Gedanke, das Beharrungsgesetz   als
     eine  partielle Convention zu formuliren,  scheint mir der heutigen
     Bedeutung des Gesetzes in der Physik am besten zu entsprechen.
     Mach   erkennt  ausdrücklich  die  Zweckmäßigkeit  des von Lange
     aufgestellten Princips der particulären Determination an, und bemerkt
     sehr  richtig, dass dasselbe  », jeder Messung zu Grunde  liegt'« ^•*').
     Wenn dem nun so ist, warum     sollte man da  die Anwendung des
     Princips der particulären Determination auf den zeitlichen Theil des
     Beharrungsgesetzes beschränken ? Auf den räumlichen passt er doch,
     denke ich, mit  einer durch  die Dreidimensionalität des Raumes be-
                                                          ich sage das
     dingten Modification nicht weniger gut: wohlgemerkt ,
     nicht im Sinne einer grundlegenden Definition, sondern lediglich im
     Sinne der prototypisch-methodologischen Idealconstruction des Liertial-
     systems, und im Sinne eines allem anderen voranzustellenden Hin-
     weises auf die Conventionalität der geradlinigen Bahnzeich-
     nung bis zur Dreizahl der Punkte.
        Die  neueste Bezugnahme auf meine Vorschläge     ist,  soviel ich
     weiß, diejenige von A. Voss in dem den >Principien der rationellen
     Mechanik« gewidmeten Hefte der »Encyclopädie der mathematischen
     Wissenschaften«  (1901)3).  Voss ist nicht nur vielfältig auf die rein
     historischen  Ergebnisse  meines  »Bewegungsbegriffes«  eingegangen,
     sondern  er hat  es auch unternommen, meinen Ausspruch des Be-
     harrungsgesetzes dem Leser näher   zu bringen.  In zwei Punkten
     allerdings glaube ich an der von ihm gegebenen Darstellung Kritik
     üben zu müssen, wiewohl es ja von vornherein klar ist, dass im Bahmen
     einer gedrängten encyclopädischen Zusammenfassung eine erschöpfende
     und absolut genaue Wiedergabe fremder Lehi-meinungen überhaupt
     nicht erwartet werden darf.  Der eine Punkt meiner Kritik besteht
     darin,  dass auch Voss den von mir geführten Nachweis von der
     Conventionalität  der  geradlinigen Bahneinzeichnung  dreier Punkte
     unerwähnt  lässt.  Dieser Nachweis  scheint  mir,  wie  schon  öfter
     betont, allem anderen vorausgehen zu müssen; denn ohne von ihm
     Notiz genommen zu haben, dürfte schwerlich ein Leser der Definition
     des Inertialsystems Geschmack abgewinnen. Der andere Punkt meiner
     Kritik  betrifft  die von Voss  angewandte Verbildlichung der  drei
     Coordinatenaxen  > als  starrer Drähte  ,  auf  denen  die  drei  sich
                                          «
     selbst überlassenen »Punkte  wie glatte Kugeln  gleiten können« ^^^).
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