Page 87 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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lieber die Helligkeitsvariationen der Farben.    75
     Qualitäten entsprechen.  Dennoch ist uns der Weg nicht vollständig
     abgeschnitten,  die Gültigkeit der Gleichung zu untersuchen;  es  ist
     nur außer den erwähnten Messungen eine Reihe fernerer Bestimmungen
     erforderHch.  Man hat nämHch wie bekannt:
                            T,n=a^h     ' log i?,           (Gleich. 4.)

     wo T„j die Zeit bezeichnet, während welcher  ein Reiz von der In-
     tensität R einwirken muss, um das Maximum der Empfindung hen'or-
     zurufen^).  Wenn man also für verschiedene Werthe von R die ent-
     sprechenden Werthe T^ findet,  so können a und h    mittelst dieser
     Reihe von Messungen berechnet werden.    Sind dergleichen Bestim-
     mungen für verschiedene FarbenquaHtäten durchgeführt,  so können
     die jeder einzelnen Wellenlänge entsprechenden Werthe von a und b
     berechnet werden, und  setzt man danach diese Größen in Gleich. 3
     ein, so erübrigen nur die Constanten y und x,  die mittelst der cor-
    respondirenden Werthe R und R^ bestimmt werden müssen.    Indessen
    fordert  die  directe Bestimmung von T^   einen  recht  complicirten
    Apparat,  \Nde den seinerzeit von Exner angewandten, und außerdem
    sind diese Messungen sehr schwierig, weshalb   es nicht leicht wird,
    die wünschenswerthe Genauigkeit    zu  erreichen 2).  Es  wird  daher
    besser  sein, T^ indirect zu bestimmen.  Die folgende Betrachtung
    zeigt, wie dies durchgeführt werden kann.
        Wenn eine Scheibe mit hellen Sectoren von der Größe h^ und
    Hchtlosen Sectoren von der Große   s° hinreichend schnell rotirt,  so
    wird sie dieselbe Empfindung hervorrufen, als wenn die ganze Scheibe

    eine Intensität hätte, die dem Bruchtheü — = — der Intensität
                                                  -,— ;
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    R   der  hellen Sectoren  entspräche.  Femer  wissen  wir, dass  die
    Intensität einer Lichtempfindung durch das Product der Reizstärke
    und der Reizdauer bestimmt    ist 3).  Wenn also die Reizdauer des
    hellen Sectors  tf^  ist, dann hat man:

                            -R  • = |-  • l'm-              (Gleich- 5.)
                                '/.

        1) Die physischen Aequivalente.  S. 88.
        2) Ueber die zu einer Gresichtswahmehmung nöthige  Zeit.  Sitzungsber. d.
    Wiener Akad.  LVin.  1868.
        3} Die physischen Aequivalente.  S. 86.
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