Page 131 - Was Menschen wirklich wollen
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Vogelhuber, Scheelen – Was Menschen wirklich wollen
• „Wir bieten Ihnen: ... Bringen auch Sie sich in einem Team
von Vertrauen und Respekt ein.“
Vom Sinn und Unsinn der Künstlichen Intelligenz bei der
Personalsuche
Leider gibt es die Tendenz, sich im Recruitingprozess immer
weniger auf die persönliche Einschätzung zu verlassen. Unter-
nehmen setzen bei der Personalsuche immer öfter „KI“ ein, also
Künstliche Intelligenz. Bei der Software „Precire“ zum Beispiel
telefoniert ein Bewerber beim Erstkontakt mit einer Maschine,
einem Computer, einer künstlichen Intelligenz. Nach einer
Sprachanalyse, einer Audioanalyse und mithilfe statistischer
Einschätzungen trifft die Software Aussagen über die Persön-
lichkeit, die Belastbarkeit und die Berufseignung eines Be-
werbers. Persönlichkeitsanalyse durch eine Maschine – das ist
zumindest gewöhnungsbedürftig. Die Maschine schätzt ein,
wie dieser Mensch tickt, um welchen Menschentyp es sich han-
delt. Dabei ist es der Maschine gleichgültig, was der Bewerber
sagt – entscheidend sind vielmehr ihr Wortschatz und die
Wortwahl, der Satzbau, die Lautstärke, die Stimmlage und die
Sprechgeschwindigkeit.
Wir wollen an dieser Stelle nicht darüber urteilen, ob der Einsatz
solch einer Software nicht auch sinnvoll sein kann. Uwe Kan-
ning allerdings rät ab. In dem Artikel „Plaudernd zum Job“ von
Martin U. Müller heißt es (Müller 2019, S. 66): „Uwe Kanning ist
Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Osna-
brück. Seit Jahren beschäftigt er sich mit fragwürdigen Metho-
den in der Personalarbeit, etwa der Grafologie oder der Schädel-
deutung. Kanning hält Sprachanalysesoftware wie Precire in der
Personalauswahl für Humbug. ‚Es gibt keine Argumente, das
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