Page 83 - La Bella Vita - München - Produktkatalog - mit Preisliste - gültig ab Sept. 2018
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Weinverschlüsse
Noch vor rund 20 Jahren hatten bis zu 30 Prozent aller produzierten Korken eine TCA-Infektion und wanderten
unerkannt in Weinflaschen in aller Welt. Natürlich gab und gibt es Qualitätsunterschiede bei den Produzenten,
aber bis heute lässt sich ein fehlerhafter Korken nicht hundertprozentig ausschließen. Die Gefahr ist also noch
nicht gebannt. Allerdings existiert seit 1999 eine speziell entwickelte Analysemaschine, mit der die Produzenten
fehlerhafte Korken identifizieren können. Natürlich setzt nicht jeder dieses teure Instrument ein, doch hat sich
die Fehlerquote seit Einführung der Analyse auf rund 10 Prozent reduziert. Bei Weinen, die eine gute Lagerfä-
higkeit und ein damit verbundenes Entwicklungspotential versprechen, ist die Weinwelt nach wie vor auf den
Naturkork-Verschluss. Doch ist diese Präferenz noch lange kein Grund dafür, von alternativen Verschlüssen
ganz abzusehen: Nur ein Bruchteil aller verkauften Weine sind für eine längere Lagerung im Keller gedacht.
Und selbst die Weine mit guter Lebenserwartung trinken wir häufig viel zu früh – da kann der Weinkorken gar
nicht seinen Vorteil ausspielen.
Bei Alltagsweinen kann man den Schraubverschluss nehmen. Schlichtweg, da das Risiko eines Korkschme-
ckers praktisch ausgeschlossen ist. Mit „Billigweinen“ hat dieser Verschluss rein gar nichts zu tun. Dieser gro-
ße Kratzer im Image des Schraubverschlusses stammt noch aus der Zeit, da er vorwiegend bei günstigen Su-
permarktweine anzutreffen war. Doch spielen bei dem Vorbehalt gegen alternative Verschlüsse auch kulturelle
Gründe eine große Rolle. Es ist eben ein gewisses Ritual Weinflaschen mit einem Korkenzieher zu öffnen. Und
dieser Kork muss für viele Weinfreunde ein Naturprodukt sein. Insbesondere in traditionellen Weinländern wie
Frankreich, Spanien, Portugal und auch Italien haben Schraubverschlüsse oder auch Synthetikkorken einen
extrem schweren Stand.
Naturkork wird aus den Rinden der Korkeiche hergestellt. Bereits seit Jahrhunderten dient Kork zum Verschlie-
ßen von Weinflaschen und noch heute sind rund 80 Prozent aller Weine mit Naturkork verschlossen.
Vorteil: Naturkorken lassen sich bestens in den Flaschenhals pressen und dehnen sich dort wieder aus.
Dadurch entsteht ein sehr dichter Verschluss, der aufgrund seiner Porosität immer noch einen minimalen Aus-
tausch mit der Außenluft zulässt und somit den Reifeprozess von Weinen ermöglicht.
Nachteil: Naturkorken sind anfällig auf Korkschmecker (TCA). Diese machen den Wein untrinkbar und zwar
unwiderruflich. Da infizierte Korken gesunde Korken „anstecken“ können, kommt es nicht selten vor, dass gleich
mehrere Flaschen aus einer Abfüllung mit dem Korkfehler behaftet sind.
Presskorken sind eine preisgünstige Alternative zu Naturkorken. Sie werden aus Korkgranulat hergestellt und
mit Hilfe spezieller Bindemittel in Form gepresst.
Vorteil: Presskorken sind den Naturkorken in ihrer Eigenschaft extrem ähnlich und kosten deutlich weniger.
Nachteil: Auch diese Korken sind anfällig für Fehler. Durch die winzigen “Korkschredder” ist die Oberfläche
sogar noch größer und so steigt auch das TCA-Risiko. Zudem stellte man fest, dass auch die eingesetzten
Bindemittel einen negativen Einfluss auf die sensorische Wahrnehmung der Weine haben können.
Schraubverschlüsse bestehen aus Aluminium und kommen seit den 1970er Jahren auch bei Weinen zum
Einsatz. In Europa haftet ihnen immer noch ein Negativ-Image an, da man sie lange nur bei Weinen niedriger
Qualität verwendete.
Vorteil: Korkfehler sind beim Schraubverschluss praktisch ausgeschlossen, es sei denn, der Wein hat sich be-
reits im Herstellungsprozess mit TCA infiziert (zum Beispiel durch unsachgemäß gelagerte Pappe im Keller).
Weine unter Schraubverschluss sind zudem sehr einfach und ohne Hilfsmittel zu öffnen und wieder zu ver-
schließen.
Nachteil: Aufgrund des fehlenden Sauerstoffkontakts treten bei längerer Lagerung mitunter reduktive Töne im
Wein auf.