Page 269 - Stiftung Warentest - Warenkunde Brot - Gutem Brot auf der Spur
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Das „ Health Bread“-Projekt



          Über mehrere Jahre forschte ein Konsortium aus wissenschaftlichen Einrichtungen,
          Backmittel- und Enzymproduzenten, Bäckern und Müllern daran, Weißgebäcke mit
          höherem Ballast- und Nährstoffanteil herzustellen. Ziel war ein Brot, das wie Weißbrot
          schmeckt und danach aussieht, aber mindestens den Ballast- und Nährstoffanteil eines

          Vollkornbrotes besitzt. Das Projekt wurde mit mehreren Millionen Euro durch die
          Europäische Union gefördert. Hintergrund war die mangelnde Akzeptanz von
          Vollkornbackwaren in der Bevölkerung bei gleichzeitiger Unterversorgung mit
          Ballaststoffen und je nach Bevölkerungsgruppe auch mit Mineralstoffen, Vitaminen und

          weiteren Nährstoffen.


          Entwickelt wurde ein Spezialmehl, das vor allem aus der nährstoffreichen
          Aleuronschicht des Weizenkorns besteht und teilweise thermisch stabilisiert ist, um eine
          lange Haltbarkeit zu gewährleisten. Ein Teil des Mehles wird außerdem mithilfe von
          technischen Enzymen fermentiert.



          Der Bäcker ersetzt mit diesem Mehl einen Teil seiner Rezeptur und bäckt ein Brot mit
          denselben Eigenschaften wie auch zuvor, kann seiner Kundschaft aber anhand der
          veränderten Nährstoffbilanz eine Art Vollkornbrot anbieten.


          In Deutschland darf solch ein „Health Bread“ nicht als „Vollkornbrot“ verkauft werden.

          Setzt sich dagegen die von den Entwicklern vorgeschlagene Definition von Vollkorn in
          der Europäischen Union durch, wäre der Weg für ein Vollkornbrot bereitet, das dem
          gesunden Menschenverstand nach kein Brot aus dem vollen Korn ist.





                                   Kohlenhydrate im Brot: Kohlenhydrate gelten als Dickmacher. Und damit steht auch
                                   das Brot unter Verdacht, dick zu machen, besteht es doch je nach Sorte fast zur Hälfte
                                   aus Kohlenhydraten. Doch so einfach ist es nicht. Kohlenhydrate kommen im
                                   Wesentlichen in Form von Stärke im Brot vor. Schalenreichere Brote, also zum
                                   Beispiel Vollkornbrote, enthalten weniger Kohlenhydrate und geben die darin
                                   gespeicherte Energie auch langsamer an den Körper ab. In der Kritik stehen vor allem
                                   Weißbrote. Ihre Kohlenhydrate werden dem Körper schnell verfügbar gemacht. Das
             Sättigungsgefühl ist von kurzer Dauer. Aber auch hier macht die Dosis das Gift – und die Herstellung. Mit
             Sauerteig gebackene Weißbrote geben die in den Kohlenhydraten gespeicherte Energie beispielsweise
             langsamer ab, machen länger satt und sind bekömmlicher.
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