Page 111 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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Lagerkontrolle bis zur Mischung von Siloinhalten und endet mit den verschiedenen Mahl-, Sieb- und
  Sichtungsvorgängen im Herzen des Betriebs, den Mahlwerken der Mühle.
     Die  Familie  Dyk  –  Mutter  Lydia  gehört  ebenfalls  mit  zur  Firma  –  hat  sich  bereits  vor  etlichen
  Jahren  entschlossen,  ausschließlich  biologisches  oder  biodynamisch  zertifiziertes  Getreide  zu
  verarbeiten. Das verarbeitete Mehl enthält auch keinerlei der in der Industrie verwendeten Zusätze und
  ist  völlig  naturbelassen.  Das  Ausgangsprodukt  Getreide  wird  direkt  bei  Landwirten  der  Region
  eingekauft,  „das  ist  für  unseren  Betrieb  enorm  wichtig  und  ein  großer  Vorteil“,  wie  Senior  Peter
  erzählt. „Wir kennen unsere Produzenten, stehen in Kontakt mit ihnen und tauschen uns regelmäßig

  aus. Wir wissen, wie das Erntejahr läuft, was es für Probleme gibt oder ähnliches. Man ist monatelang
  intensiv  mit  der  Rohware  Getreide  beschäftigt  und  kauft  nicht  bloß  einmal  im  Jahr  über  einen
  anonymen Großhändler.“
     Peter Dyk ist gelernter Maschinenbauer und kennt die Müllerei von der Pike auf. In jungen Jahren
  arbeitete er unter anderem in großen Industriemühlen im südlichen Afrika. Er hat im Laufe der Jahre
  auch  ein  einzigartiges  Mahlverfahren  entwickelt:  das  patentierte  „Dyk  Flour  Milling“-Verfahren
  (DFM),  bei  dem  der  sehr  verderbanfällige  Getreidekeimling  nicht  wie  üblich  abgetrennt,
  hitzestabilisiert  und  anschließend  wieder  beigefügt  wird,  sondern  das  gesamte  Korn  auf  einmal
  vermahlen werden kann. Vitamine und Spurenelemente bleiben so erhalten und das sogar über einen
  langen  Zeitraum.  Studien  haben  gezeigt,  dass  etwa  erst  nach  einem  halben  Jahr  ein  Abbau  der
  Vitamine  einsetzt,  und  selbst  nach  neun  Monaten  ist  noch  die  Hälfte  der  wertvollen  Inhaltsstoffe
  vorhanden.
     Und  weil  wir  gerade  bei  Innovationen  sind:  Auch  sogenannte  Containermühlen  hat  der
  Müllermeister erfunden. „Plug in and mill“ – „Steck den Stecker an und mahle“ – wird das System
  genannt,  das  aus  kleinen,  kompakten  und  vollständig  in  Raabs  zusammengebauten  Mühlenanlagen
  besteht, die nicht größer als ein oder zwei Sattelzüge sind und mittlerweile in die halbe Welt verkauft

  werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
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