Page 107 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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Kleines Korn mit großer Kraft: Das Verhältnis von Schale zu Mehlkörper macht Waldstaudekorn zu einem besonders
  gesunden Getreide.

     Johannisroggen  gilt  heute  als  vom  Aussterben  bedroht  und  ist  auch  an  Bord  der  „Arche  des
  Geschmacks“ der internationalen Slow-Food-Vereinigung. Diese weltweite Sammlung von seltenen
  Obst-, Gemüse- oder Nutztierarten stellt so etwas wie unser Weltkulturerbe des Essens dar.
     Seit 2009 setzt sich vor allem eine Gruppe von bio-dynamisch arbeitenden Landwirten rund um
  Horn  im  Waldviertel  wieder  sehr  für  die  Auspflanzung  der  alten  Getreidesorte  ein.  Das
  Waldstaudekorn  wird  dabei  unter  anderem  auch  geschliffen  und  lässt  sich  dadurch  wie  Reis
  verwenden. Ein süßer Apfel-Reisauflauf aus Waldstaudekorn? Ein feinwürziges Gedicht!
     Mehl aus Johannisroggen wird ebenfalls wieder vermehrt verwendet. Bäckermeister Fritz Potocnik
  aus  Vitis  etwa  entwickelte  zusammen  mit  den  Landwirten  der  Region  ein  spezielles  Brot  (siehe
  Rezepte S. 177). Einsetzen lässt sich Waldstaudemehl darüber hinaus überall dort, wo Roggen passt:
  vom Lebkuchen bis zum Sauerteigbrot und auch für Nudelteige. Küchenchef und Kochlehrer Johann

  Reisinger etwa erfand „Waldviertler Dim Sum“ mit Waldstaudehülle, Selleriefülle und Salbeibutter.
     Gesundheitlich birgt das kleine Korn ebenfalls viele Vorteile. Das ungewöhnliche Verhältnis von
  Schale zu Mehlkörper macht es zu einem ausgesprochen wertvollen Getreide, das über viele Vital-
  und Mineralstoffe verfügt.






























  Das Korn, das aus dem Wald kam: Johannisroggen oder Waldstaudekorn zeichnet sich durch besonders lange Halme
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