Page 142 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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dabei  vor  allem  auf  ihre  Nase:  Wenn  der  Sauerteig  angenehm  säuerlich  riecht,  ist  er  in  Ordnung.
  Andererseits befinden sich in der Luft auch noch zahlreiche andere Bakterien und Pilze, die weniger
  willkommen sind. Schimmelpilze oder etwa Fäulnisbakterien und die können den Sauerteig natürlich
  ebenfalls besiedeln. Aber wie gesagt: Der Nase nach entscheiden und im Zweifelsfall einfach noch
  einmal von vorne beginnen. Die Zugabe von Joghurt, Sauermilch oder Topfen beim Ansetzen von
  Sauerteig bewirkt übrigens, dass von Anfang an „richtige“ Bakterien im Teig enthalten sind.
     Aus den wilden Hefen werden seit Jahrhunderten Kulturhefen wie Bier-, Wein- und Backhefe mit
  spezifischen  Eigenschaften  gezüchtet.  Zum  Backen  eignen  sich  Hefen  der  Gattung  Saccharomyces

  cerevisiae besonders, die sehr viel Kohlendioxid erzeugen. Die industrielle Herstellung gezüchteter
  Hefen  begann  bereits  im  18.  Jahrhundert.  Ursprünglich  fielen  sie  damals  als  Nebenprodukt  beim
  Destillieren von Schnaps, der aus Korn gebrannt wurde, an.
     Bei  guter  Nährstoff-  und  Sauerstoffversorgung  verdoppelt  sich  die  Hefemasse  etwa  in  zwei
  Stunden. Hefepilze arbeiten optimal bei 32 Grad Celsius, viel mehr an Wärme darf’s dann allerdings
  auch nicht mehr sein, denn bei mehr als 45 Grad Celsius beginnen sie bereits abzusterben.
     Theoretisch lässt sich Backhefe sogar selbst herstellen. Wenn man sehr sauber arbeitet, kann man
  unbehandelte  Früchte  mit  Zucker  und  chlorfreiem  Wasser  in  einer  möglichst  gut  sterilisierten
  (ausgekochten)  Karaffe  ansetzen.  Das  Verhältnis  sollte  etwa  ein  Drittel  Früchte  zu  zwei  Dritteln
  Wasser betragen, dazu kommen noch fünf Teelöffel Rohrzucker. Dann das Gefäß mit einem Tuch
  abdecken und abwarten. Nach etwa zehn Tagen ist die Backhefe fertig vergoren, 200 Milliliter davon
  reichen etwa für 500 Gramm Mehl.
     Wer’s nicht ganz so hausgemacht, aber trotzdem bio will: Ökologisch produzierte Hefe wird von
  der  Industrie  mittlerweile  hergestellt  und  ist  eine  gute  Alternative.  Bio-Hefe  wird  meist  auf
  Getreidebasis gezüchtet und im Unterschied zur konventionellen Hefe wird bei ihrer Herstellung auf
  den  Einsatz  von  Chemikalien  wie  Schwefelsäure,  Ammoniak  oder  synthetische  Öle  vollständig

  verzichtet. Auch sind die verwendeten Mikroorganismen und andere Rohstoffe frei von gentechnisch
  veränderten Organismen. Seit 2009 wird Bio-Hefe auch als solche deklariert.
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