Page 33 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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Die Backstube war das Reich der Männer, die Mitarbeiter lebten auch im Haus des Bäckermeisters.
Die Zünfte gingen streng gegen die schwarzen Schafe in ihren Reihen vor. Wer sich nicht an die
Zunftordnung hielt, schlechtes oder zu leichtes Brot verkaufte, musste mit Strafen rechnen. Die
Bäcker waren zwar frei, aber aufgrund der Bedeutung ihrer Tätigkeit für die Ernährung der
Stadtbevölkerung sah ihnen auch der Magistrat auf die Finger. Dass die Politik zu allen Zeiten ihr
besonderes Augenmerk auf diesen Berufsstand lenkte, ist verständlich. „Kein Brot zu haben“ steht
synonym für Hunger und der führte leicht und oft zu Revolten.
Ließ ein Bäcker sich wiederholt etwas zu Schulden kommen, übergab man ihn der Volksmenge, die
mit Schadenfreude beim sogenannten Bäckerschupfen zusah: Der Delinquent wurde in einen Korb
gesteckt und dann in Jauche oder den Fluss getaucht. Das Bäckerschupfen oder die Bäckertaufe war in
vielen Städten üblich, ein Mann in Zürich fühlte sich dadurch so gedemütigt, dass er 1280 die halbe
Stadt niederbrannte. In Österreich wurden Bäcker vom 13. Jahrhundert bis zum Jahr 1773 geschupft,
in Wien sangen die Zuschauer folgendes Spottlied:
Bäckerlein, Bäckerlein,
Laß dein Brot gewichtig sein!
Sonst zieh’n wir dich bei Schnee und Wind
Zur Donaulände hin geschwind.
Bäckerlein, Bäckerlein,
Warum ist dein Brot so klein?
Wir rufen heut’ den hohen Rat,
Zu prüfen deine schlechte Tat.
Bäckerlein, Bäckerlein,