Page 99 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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Joseph-Brot wird am Backtisch zu seiner typischen Form gefaltet.


  JEDER MILLIMETER BACKSTUBE

  Gleich  unter  dem  Backtisch  schlägt  so  etwas  wie  das  Herz  der  Backstube.  Der  Sauerteig,  „Ura“
  genannt. Alle paar Wochen setzt der Chef ihn neu an, damit er lebendig bleibt und kraftvoll. Beim
  „Ura-Anstellen“  wird  höchst  konzentriert  und  mit  höchster  Sorgfalt  gearbeitet.  Im  Mehl-Wasser-
  Joghurt-Gemisch  sollen  sich  schließlich  nur  erwünschte  Bakterien  und  Pilze  festsetzen  und
  vermehren. Jede Verunreinigung ist gefährlich und kann den Ansatz komplett verderben. Auch hier

  misst der Meister, rechnet – und beobachtet. „Man mischt, man bäckt, und man sieht das Ergebnis. Das
  ist  entweder  toll,  dann  ist  das  natürlich  ein  gutes  Gefühl.  Oder  man  sucht,  was  man  noch  besser
  machen kann.“
     Schlichte  vier  Tonnen  Teig  werden  jeden  Tag  in  der  Bio  Troad  Bäckerei  in  Vitis  hergestellt,
  verarbeitet und zu Laiben, Wecken und Laberln, Striezeln und Golatschen, Semmerln oder Flesserln
  verbacken.
     Jeder Millimeter der Backstube wird dabei penibel genutzt. Große Wannen mit Mehlsorten werden
  von links nach rechts geschoben, da beginnt der Mischprozess für den Urlaib-Teig, dort entsteht die
  Basis  fürs  Kartoffelbrot.  „Das  ist  wie  Erdäpfelpüree,  nur  der  Zwiebel  fehlt“,  scherzt  Mitarbeiterin
  Maria dazu. Nebenan wird süßer Briocheteig verarbeitet, Konditormeisterin Veronika formt mit ihren
  Leuten gerade Germteig zu Striezeln und Kleingebäck. Am Backtisch entstehen bereits die nächsten
  Brotlaibe, Honig-Lavendel ist es diesmal.
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