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len, dann starb auch er. Meine älteren Schwes-
             tern waren an weiter entfernten Orten verhei-
             ratet und zwei Brüder auf Wanderschaft. Unse-

             re nächsten Nachbarn boten mir für die Frucht
             unserer Felder zehn blanke Taler auf die Hand

             damit es mit mir weitergehen könne und sich
             weiteres  fände.  Ich  wäre  ja  allein  und  könne
             das  Korn  nicht  ernten.  Mehr  als  zehn  Taler

             hätten  sie  nicht  aber  den  Überschuss  könne
             man  später,  nach  dem  Verkauf,  verrechnen.
             Das  erschien  mir  annehmbar  und  mit  dem

             Geld im Beutel machte ich mich auf den Weg
             nach  Mohrungen  zu  Onkel  Michael  der  dort
             einen großen Hof bewirtschaftete. Ganz wohl

             war mir nicht während des Fußmarsches denn
             es trieb sich zu diesen Zeiten allerlei Gesindel

             herum, da wären nicht nur zehn Taler sondern
             auch  mein  junges  Leben  zu  verlieren.  An
             Draglitz vorbei und Eckersdorf in Sicht begeg-
             nete  mir  eine  ausgezehrte  junge  Frau  mit  ei-

             nem  kleinen  Mädchen  an  der  Hand.  Augen-
             scheinlich ging es den beiden nicht gut, mehr

             Lumpen  als  das  man  Kleidung  sagen  konnte
             war  was  sie  an  ihren  Körpern  trugen.  Sie
             hatten  gerastet  und  waren  im  Begriff  ihren



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