Page 81 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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sein, dass ich mehr weiß. Man ließ lieber Millionen von
          Russen  nach  Israel  und  sie  durften  jüdisch  werden,  als
          mit  den  Palästinensern  Frieden  zu  schließen.  Ich  hörte
          oft  auch:  Heute  verfluchen  wir  den  Zweiten  Weltkrieg,
          denn was die Nazis an den Juden verübten, damit expe-
          rimentieren sie mit uns heute, speziell an uns Palästinen-
          sern.  Wir  kannten  vorher  auch  nicht  Intrigen  aller  Art,
          aber  die  eingewanderten  Juden  haben  uns  gegenseitig
          ausgespielt; bis wir es merkten, war es zu spät. Bis heute
          haben wir dadurch viele tote Freunde und Familienmit-
          glieder zu betrauern, traurig aber wahr. An einer Hoch-
          zeit  bei  meinen  Beduinen  machte  ich  sehr  viele  Hoch-
          zeitsfotos.  Als  ich  die  Fotos  zum  Entwickeln  nach  Afula
          brachte und eine Woche später abholen wollte, sah ich
          wie Polizisten Beduinenmütter und ihre Kinder schlugen
          und  sie  Richtung  Polizeiposten  drängten.  Ein  Rabbiner
          hatte  mir  die  Fotos  entwendet  und  dem  Geheimdienst
          zukommen  lassen,  ich  dürfe  dafür  gratis  einen  neuen
          Film  haben.  Wie  naiv  kann  denn  dieser  Geheimdienst
          sein? Sie hätten sich auch Kopien machen können, somit
          wäre das weniger aufgefallen; aber nein, sie taten mei-
          ner  ganzen  Beduinenfamilie  weh  und  mich  verarschten
          sie auch. Es war ein Andenken an meine geliebten Bedu-
          inen, aber ich habe dann den Juden in der Schweiz ge-
          schrieben: Der Mossad ist in keiner Art und Weise gut,
          warum fährt ihr in Zürich mit auswärtigen Autonummern
          rum, das fällt ja gleich auf etc. Später stand dann in der
          Zeitung,  der  Mossad  muss  sich  dringend  umstrukturie-
          ren, ich lachte nur darüber, bis heute hat sich nichts ver-
          ändert. Ich habe in Israel etwas auf den Weg mitbekom-
          men, ich weiß jetzt, wie die Juden denken, ich spüre auch
          wenn sie da sind, denn sie verhalten sich auf eine ganz



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