Page 80 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Syrien, allen zur Seite stehen mit Rat und Tat. Heilung
braucht Zeit, den Schmerz zu spüren, ist Teil des Lernens
und des Heilens. Nebenbei gibt es Städte wie Migdal
Haemek, in denen nur marokkanische Israeli leben, die
durften nicht vermischt werden mit anderen Juden in
Israel. Man gab ihnen auch den Übernamen Cowboys.
Warum fragte ich? Die Erklärung war: Sie schießen ger-
ne, nehmen Drogen und lieben Alkohol. Ein ganz norma-
les Gesellschaftsbild in Israel dachte ich, aber nur Verein-
zelte durften in anderen Städten wohnen, sonst mussten
sie in neu erbauten Städten leben. Denn sie waren dun-
kelhäutig, wie meine geliebten Beduinen, genannt Ein-
heimische oder Native People. Aber auch dort hatte ich
Freunde. Doch die marokkanischen Juden warnten mich
oft vor ihren eigenen Leuten; so lernte ich alle Gesell-
schaftsschichten kennen, nur den Zionisten oder streng-
gläubigen Juden ging ich aus dem Weg, speziell denen
aus Amerika. Die waren dazumal auch vielen anderen
Juden ein Dorn im Auge. Aber Amerika und Europa sand-
te ihnen in dieser Zeitspanne Milliarden an Dollars. Geld
ist Macht, merkte ich, aber es zeigt oft auch den wahren
Charakter der Menschen, die ihren Glauben auf Geld
aufbauen. Sie werden immer machthungriger oder beten
das Goldene Kalb an. Das sehe ich als selbstzerstöreri-
sche Begierde. Nebenbei hörte ich auch Geschichten und
las es auch, dass Beduinen alte Schriftrollen der Bibel in
den Bergen oder an geheimen Orten entdeckt hatten,
und das nicht das erste Mal. Der Staat setzte sie unter
Druck und erklärte ihnen: Sollte das Ganze an die Öf-
fentlichkeit gelangen, gehst du und deine Familie für
immer ins Gefängnis und das im eigenen Land. Ich emp-
finde das Judenvolk nicht als Auserwählte, kann auch
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