Page 79 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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haupt. Er erwiderte: Nein, bei uns brauchte es nur sechs
Monate, aber nicht, um ein Freund zu werden, sondern
als echtes Familienmitglied von uns. Da umarmte ich ihn,
und mir liefen die Tränen ganz sanft herunter. Ich war
der Erste, der zu 100 % ein Familienmitglied der Bedui-
nen in Israel wurde. Nebenbei erwähnte er noch: Es ist
eigenartig: Du fühlst, wenn wir traurig sind und bist
glücklich, wenn wir glücklich sind. Ich erklärte ihm, dass
meine Mutter aus dem Libanon kommt. Erst später er-
fuhr ich, dass meine Mutter aus einem Flüchtlingscamp
aus Syrien stammte. Wenn ich könnte, würde ich ein
Liebeslied für die Beduinen und Palästinenser schreiben,
das sind so wundervolle und ehrliche Menschen. Ohne
die Beduinen hätten die Israeli den Krieg niemals gewon-
nen. Sie sind echter Balsam für meine Seele. Ich hatte
auch jüdische Freunde, aber das wollten gewisse Zionis-
ten und der Geheimdienst nicht akzeptieren. Es gibt in
Israel auch 70 % Juden, die Frieden wollen, doch sie wer-
den total überwacht von den Zionisten. Aber auch da
gibt es verschiedene Menschen: Nicht jeder Zionist ist
dazu bereit, einen Araber zu töten, da gibt es auch liebe-
volle Israeli. Ich musste das Land verlassen, sonst hätte
ich ein Magengeschwür bekommen vor lauter Hass von-
seiten der Zionisten, gegenüber den Arabern. Aber wie
immer habe ich einen großen Fehler gemacht: Ich hätte
eine wundervolle Beduinenfrau heiraten können, aber
meine verdammte Vergangenheit machte mir wieder
einen Strich durch die Rechnung. Jetzt möchte ich all
meine lieben Freunde in Israel und in den besetzten Ge-
bieten von Herzen grüßen! Versucht durchzuhalten,
denn es ist auch eure Heimat. Es ist Palästina, besser
wäre, ich könnte Präsident eures Landes sein oder von
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