Page 76 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Dann plötzlich, bevor wir Eilat erreichten, war es mit der
Ruhe vorbei. Der Tramper nannte sich plötzlich Jesus:
Ich bin Jesus, ich bin Jesus, der Auserwählte, ich bin Je-
sus. Leider wurde es mir einfach zu viel und ich ermahnte
ihn sofort damit aufzuhören, dann kam der automatische
Wechsel. Wir hörten von Weitem eine andere Stimme:
Ich bin Jesus. Da schauten Dave und ich uns an und lach-
ten uns fast zu Tode, jetzt waren wir gespannt, was auf
uns zukam. Als wir hielten, war draußen ein Jesus, der
dauernd herumschrie, dass er Jesus sei, der andere in
unserem Bus war kurz vor dem Hyperventilieren. Dann
stieg unser Jesus aus und erklärte lautstark, dass er Jesus
sei, den Ausgang kann man sich vorstellen: Die zwei Jesus
gingen verbal sehr vehement gegeneinander los. Da war
unser Tag gerettet, und wir verließen den Ort – innerlich
zufrieden und laut lachend. Auf dem Rückweg vom Sinai
mussten wir in Eilat einen Halt machen, am nächsten Tag
waren wir dann in Beir Sheva und auf dem Heimweg
liefen wir durch Jericho. Da waren plötzlich zwei wunder-
schöne Frauen vor unseren Augen, das überraschte uns
vollkommen, da wären Miss World oder sonstige Schön-
heiten auf unserem Planeten nichts gegen diese wunder-
vollen palästinensischen Wüstenblumen, dieses Bild tra-
ge ich bis heute in mir. Das ist die Kehrseite des Gelobten
Landes, aber mich konnte niemand einschüchtern. Ich
hatte mehr als einmal eine Waffe am Kopf. Wer bist du
und was machst du hier war die Frage? Meine Antwort
war immer: Du kannst abdrücken und mir das Leben
nehmen, das ist mir völlig egal, oder lass uns zusammen
einen Kaffee trinken. Es blieb dann beim Kaffee. Was
wollte man mir denn nehmen? Ich hatte mich schon als
kleines Kind mit dem Jenseits auseinandergesetzt, da
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