Page 75 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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ten  in  Israel  keine  Araber  mehr  sein,  würden  wir  uns
          gegenseitig bekriegen, wir brauchen das einfach Krieg zu
          führen,  das  sei  Adrenalin pur.  Überall  waren  rassendis-
          kriminierende  Sprüche  an  Busstationen,  Hauswänden,
          Lichtmasten  etc.,  überall  stand  in  Hebräisch  „Araber
          raus,  wir  Juden  wollen  Frieden,  ihr  nicht,  Tod  den Ara-
          bern etc.  Provokation pur. Das kam mir vor wie in Euro-
          pa,  Nazis  raus  etc.  Israel  schreibt  heute  alles  in  Hebrä-
          isch, damit die Touristen es nicht mehr lesen können, wie
          naiv schaut man denn die Touristen an? Eines Tages fuh-
          ren wir mit allen Volontären durch das Land, Bethlehem
          und andere Städte, landeten dabei auch in Jericho. Dabei
          erklärten  die  vom  Kibbuz,  wie  üblich  bewaffnet:  Bitte
          bleibt im Bus. Hier ist es sehr gefährlich, da wohnen vor-
          wiegend Terroristen und Palästinenser, die könnten euch
          nach eurem Leben trachten. Nachdem der Fremdenfüh-
          rer gegangen war, um uns eine Bananenstaude zu kau-
          fen, stieg ich gegen den Willen der Kibbuz-Betreuer aus
          und  ging  fröhlich  in  ein  Café.  Der  Charme  von  Jericho
          hielt mich  in  seinen  Fängen  und  tut  es  bis  heute  noch.
          Man  empfing  mich  sehr  liebevoll  und  menschlich,  ich
          unterhielt  mich  bei  einer  Tasse  wohlriechendem  arabi-
          schem Kaffee  mit  diesen angeblichen  Terroristen.  Nach
          15 Minuten  stieg  der  halbe  Bus  aus,  dabei  holten  die
          mich vom Kibbuz und wir durften weiterfahren. Aber mit
          meinem  Ausflug  waren  die  verschiedenen  zionistischen
          Fremdenführer  nicht  ganz  einverstanden.  Dann  machte
          ich  eines  Tages  aus  dem  Kibbuz  Gvat  auch  eine  Reise
          nach  Ägypten,  mit  einem  sehr  guten  britischen  Freund
          Namens  Dave.  Wir  fuhren  mit  dem  Bus  stundenlang
          durch die Wüste Richtung Eilat; unterwegs stieg dann ein
          Tramper ein, der war mir seit Anfang schon sehr suspekt.



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