Page 95 - Michaels_Buch Februar_neu
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Clubbesuch ein voller Erfolg. Deshalb nahmen wir diesen Service fest in unser Programm.
Mittlerweile hatten wir schon einige Presseberichte und es gab immer wieder Radiointerviews, Jetzt
kam aber auch das Fernsehen auf uns zu. Immer wieder waren Teams bei uns oder Doreen wurde zu
Talkshows eingeladen. Sie begleiteten uns zu Männercastings und selbst beim Besuch eines
Swingerclubs war ein Sender dabei.
Wir hatten jetzt so viel zu tun, dass wir dringend weitere Mitarbeiter brauchten. Wir gingen dazu
über Studentinnen als Minjobber einzustellen. In unserer Spitzenzeit hatten wir über 20 Leute, die
in zwei Schichten arbeiteten.
Wenn so viele Frauen in einer Abteilung zusammenarbeiteten, blieb der eine oder andere
Zickenkrieg nicht aus. Schon früh hatte ich das Organisationstalent von Ella erkannt und schätze
ihre Menschenkenntnis. Deshalb hatte ich sie vor Jahren zur Personalchefin ernannt. Sie machte das
auch sehr gut, aber trotzdem wurde die Stimmung in der Firma immer schlechter und die
Arbeitsmoral litt darunter. Ich wusste aus leidlicher Erfahrung in der PolyGram, dass das Gift für
eine Firma war und beschloss, wie Herr Riemer damals Mitarbeitergespräche zu führen.
Jeder Mitarbeiter konnte sich nun bei mir alles von der Seele reden. Ich setzte mich mit Ella
zusammen und wir haben die Gespräche ausgewertet. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir uns von
drei Mitarbeiterinnen trennen mussten und haben ihnen gekündigt. Danach war die Stimmung
wieder richtig gut und wir konnten in Ruhe weiter arbeiten.
Im Sommer haben Hanna und Andi ihre praktische Prüfung bestanden und waren nun auch Piloten.
Da wir bei unserem Pilotenschein kein Funksprechzeugnis machen mussten, durften wir nur
kleinere Flugplätze anfliegen. Wer auf einem Verkehrsflughafen landen wollte, brauchte dafür
mindestens das Funksprechzeugnis BZF II. Da ich auch mal nach Hannover fliegen wollte, blieb
mir nichts anderes übrig, als wieder Unterricht zu nehmen und zu lernen.
Werner hatte einen Freund in Wunstorf, der als Fluglehrer arbeitete und bei der Bundeswehr
beschäftigt war. Ich besorgte mir das Unterrichtsmaterial und bekam zweimal pro Woche von
Michi, so hieß der Freund, alles Wichtige beigebracht. Dann ging es in Hannover zur Prüfung. Die
bestand aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. In der Theorie musste man Fragen im
Multiple Choice Verfahren beantworten, in der Praxis führte man einen simulierten Abflug von
einem großen Flughafen und eine Landung auf einem anderen durch. Das hatte ich mit Michi
wochenlang geübt.
Am Tag der Prüfung war ich total relaxt. Bei der theoretischen Prüfung hatte ich nur ein Ziel, ich
wollte als erster fertig werden. Da ich alle Fragen im Schlaf beantworten konnte, ist mir das auch
gelungen. Mit diesem Selbstbewusstsein bin ich in die praktische Prüfung gegangen. Und da ist es
passiert. Der Prüfer hatte gemerkt, dass ich vor Selbstbewusstsein nur so strotzte und mir eine üble
Falle gestellt, in die, wie mir später Michi sagte, fast jeder reingefallen wäre. Ich befand mich vor
der Landung nicht dort, wo ich sein sollte und bin durchgefallen. Ich war am Boden zerstört.
Nach einigen weiteren Unterrichtsstunden ging ich wieder zur Prüfung. Die Theorie musste ich
nicht mehr machen, aber dafür wurde die Wartezeit länger und länger. Ich war nur noch ein
Nervenbündel. Von meiner Selbstsicherheit bei der vorherigen Prüfung war nichts mehr zu spüren.
Als ich dann loslegen konnte, musste ich mich immer mal wieder korrigieren und stotterte mir einen
zurecht. Ich dachte, ich hätte es auch diesmal nicht geschafft. Doch dann bekam ich meinen Schein
überreicht und war total erleichtert.