Page 97 - Michaels_Buch Februar_neu
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machen. Damit durfte er Flugzeuge der Echo Klasse fliegen und bis zu 5 Passagiere mitnehmen. Ich
            verhandelte mit der Schule in Hildesheim und weiteren Flugschulen und bekam das beste Angebot
            von Rudi Hackel aus Oehna, wo wir den Zephyr gekauft hatten.

            Ich erkundigte mich am Airport Hannover, ob es möglich sei, mein Flugzeug dort zu stationieren
            und bekam einen positiven Bescheid. Wir holten den Flieger in Hildesheim ab und flogen ihn nach
            Langenhagen. Dort hatten wir nun einen ganz anderen Service als in Hildesheim. Wenn Hanna,
            Andi oder ich fliegen wollten, mussten wir vorher anrufen. Dann wurde unser Flieger aus dem
            Hangar geholt, aufgetankt und wir konnten einsteigen und direkt losfliegen. Wenn wir
            zurückkamen, wurde er gewaschen und zurück in den Hangar gebracht.

            Damit Andi seinen Schein machen konnte, brachte ich ihn morgens zum Hannover Airport. Er stieg
            in unser Flugzeug und flog anderthalb Stunden nach Oehna, das in der Nähe von Berlin lag. Dort
            gab es mit einer Cessna 152 oder einer viersitzigen 172 zusammen mit Rudi Hackel die ersten
            Unterrichtsstunden. Später flog er dann allein, um sich mit diesen Flugzeugen vertraut zu machen.


            Abends ging es wieder zurück nach Hannover, wo ich ihn vom Flugplatz abholte. Meistens nahm er
            einen Freund oder Hanna mit, damit es nicht zu langweilig während des langen Flugs wurde. Auch
            Oma Astrid war einmal mit von der Partie. Die Cessna 172 sollte noch eine unrühmliche
            Bekanntheit erlangen, aber dazu komme ich später.

            Einmal flog Andi mit Basti nach Oehna. Doreen und ich machten uns auf, die beiden abzuholen, als
            ein fürchterliches Gewitter über Langenhagen niederging. Direkt danach setzte heftiger Regen ein.
            Wir saßen im Auto und hörten mit meinem Handfunkgerät den Flugfunk ab. Andi meldete sich und
            bat um Landeinformation. Der Controller sagte ihm die Windstärke und da er sich mit Ultraleicht-
            Flugzeugen nicht auskannte, fragte er Andi, ob er bei diesem Wind und dem starken Regen
            überhaupt landen könne. Andi bejahte und bekam die Landerlaubnis.

            Uns blieb das Herz stehen. Das war ein absolut gefährliches Unterfangen, und wir zitterten vor
            Angst. Normalerweise hätte er nur etwa 15 Minuten draußen abwarten müssen, denn dann war das
            Gewitter durchgezogen. Wir gingen ins German Aviation Terminal wo sich auch eine Anzeigetafel
            für ankommende und abfliegende Flugzeuge befand. Dort stand D-MUBA auf ankommend. Wir
            hypnotisiert starrten wir auf die Anzeigetafel. Draußen hatte der Regen noch zugenommen und
            unsere Nerven lagen blank. Als dann endlich hinter dem Kennzeichen die Anzeige auf landed
            umsprang, lagen wir uns erleichtert in den Armen.

            Als die Jungs uns erzählten, dass sie fast nichts mehr gesehen hätten und das die schwerste Landung
            war, die Andi bisher gemacht hatte, musste er mir versprechen, sich nie mehr in so eine Situation zu
            begeben.


            Als Andi seinen Autoführerschein gemacht hatte, fragte ich ihn eines Tages: “Was ist schöner,
            Autofahren oder fliegen?“. Er antwortete: „Was ist das für eine Frage, natürlich Autofahren!“

            Und dann hat mich die wohl ungewöhnlichste Anfrage erreicht. Lisa, eine 35-jährige Schönheit war
            schon seit drei Jahren Kundin in unserer Agentur. Sie ließ sich immer mal wieder ein Date von uns
            arrangieren, wollte aber auf keinen Fall einen Mann bei sich zu Hause haben. Die Vorstellung, dass
            sie morgens neben jemandem aufwachen würde, verursachte ihr schon bei dem Gedanken
            Kopfschmerzen. Sie war ein eingefleischter Single und traf sich mit Männern nur im Hotel.

            Lisa hatte es sich aber in den Kopf gesetzt, ein Kind zu bekommen und allein groß zu ziehen. Sie
            war eine erfolgreiche Schriftstellerin und arbeitete von zu Hause aus für mehrere Zeitungen. Sie
            konnte sich ihre Zeit selbst einteilen und deshalb ein Kind perfekt in ihr Leben integrieren. Sie
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