Page 102 - Michaels_Buch Februar_neu
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Philip war immer dagegen, dass Hanna, Andi und ich mit Flugzeugen durch die Luft flogen. Er
            weigerte sich standhaft, mit einem von uns mitzufliegen. Ich bekniete ihn, es doch einmal
            auszuprobieren und endlich hatte ich ihn weich geklopft. Wir starteten auf der 09 links, der großen
            Nordbahn am Airport Hannover. Wir flogen etwas in der Gegend herum und ich meldete mich
            wieder beim Tower und wollte Landeinformation haben.

            Der Controller schickte mich auf die 09 Charlie. Da sowohl in der Nord als auch in der Südbahn
            Verkehrsflugzeuge im Landeanflug waren, musste ich auf der kleinen mittleren Bahn landen, die
            nur von Sportflugzeugen angeflogen werden konnte. Sie wurde benutzt, wenn zu viel Verkehr auf
            den beiden großen Bahnen war. Ich bin vorher noch nie da gelandet. Aber ich glaubte sie vor mir zu
            sehen und flog darauf zu. Als ich am Tower vorbei kam, wunderte ich mich, dass er so nah war und
            dann bemerkte ich auch schon meinen Fehler. Ich hatte versehentlich einen Abroller für die Bahn
            gehalten. Jetzt musste ich blitzschnell nach links fliegen und da ich noch sehr hoch war, den Flieger
            irgendwie runter kriegen. Das ist mir dann auch gerade so gelungen, aber direkt am Ende der
            Charlie-Bahn musste man fast 180 Grad auf den Runway abbiegen und ich hatte noch eine
            Affenzahn drauf. Gerade noch so auf einem Reifen nahm ich die Kurve. Philip hatte von all dem
            nichts gemerkt, er dachte wohl das sei normal.


            Endlich war es soweit, der Tag war gekommen, an dem unser Fertighaus aufgebaut werden würde.
            Schon früh morgens hatte ich mich mit meiner Kamera in Position gebracht und filmte, wie ein
            Element nach dem anderen montiert wurde. Als ich dann abends auf dem Dachboden als stolzer
            Hausherr stand, war ich einfach nur glücklich.

            Unsere Website war nun schon einige Jahre alt und etwas in die Jahre gekommen. Wir wurden zwar
            überall für unser innovatives Konzept gelobt, aber die Kritik an unserem Internet-Auftritt wurde
            immer größer. Deshalb musste eine neue Homepage her. Patros machte sich an die Arbeit und im
            Sommer konnten wir die neue Seite online stellen.

            Damit das nicht nur eine neue Seite mit altem Inhalt sein würde, hatte ich wieder einen neuen
            Service, der besonders Männerherzen höher schlagen ließ. Ich nannte ihn „Zwei Frauen, ein Mann“
            und war gespannt, wie sich das wohl arrangieren ließ. Männer dafür zu bekommen, war kein
            Problem, die rannten mir die Bude ein, aber bei den Frauen war das nicht so einfach. Ich schickte
            einen Newsletter raus und stellte den Service vor. Es meldeten sich auch ein paar Frauen, die auf so
            etwas neugierig waren. Jetzt mussten meine Mitarbeiterinnen sie überprüfen und bei genügend
            Übereinstimmungen miteinander bekannt machen. Sie trafen sich und wenn die Chemie stimmte,
            konnten wir ein Dreierdate arrangieren.

            Ich flog nun öfter mit Doreen im Eurofox. Sie konnte sich mit der Fliegerei zwar nie sonderlich
            anfreunden, flog aber mir zuliebe ab und zu mit. Wir waren mal wieder unterwegs und wollten
            Werner in Wunstorf besuchen. Es war ein extrem heißer Tag und ich wollte auf dem
            Militärflughafen zur Landung ansetzen. Alles schien völlig normal zu sein. Ich war kurz vor dem
            Aufsetzen, als mich etwas wie eine Geisterhand einige Meter in die Luft schleuderte. Ich tat das
            Richtige, versuchte nicht die Landung zu erzwingen, sondern startete durch. Doreen war völlig
            hysterisch geworden und schrie. Ich drehte eine Platzrunde und landete dann ohne Probleme. Auf
            dem Vorplatz vor dem Hangar hingen eine ganze Reihe an Hobbypiloten rum, tranken Bier und
            grillten. Doreen stürzte, kaum dass ich angehalten hatte, aus dem Flieger und rief: „Ich brauch einen
            Schnaps!“ Eine Frau reichte ihr ein Glass und sie trank es in einem Zug aus. Man erzählte mir, dass
            das eine Thermikblase gewesen sei und dieser Effekt ganz selten auftreten würde, aber Doreen hatte
            meinen Ruf für alle Zeiten in Wunstorf zerstört.

            Ich hatte mal wieder eine neue Idee für die Agentur. Jasmin, die Tochter von Silke studierte in
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