Page 105 - Michaels_Buch Februar_neu
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Einweisung. Wir hatten eine viersitzige Cessna 172, die Andi durch seine Ausbildung gut kannte.
Ich saß hinten, Andi auf dem Pilotensitz, der Vercharterer daneben. Wir starteten und kaum waren
wir in der Luft, zog der Besitzer alle Register. Er ließ Andi ganz langsam fliegen, bis das Flugzeug
beinahe über die Flächen abgekippt wäre, dann musste er richtig Tempo machen und
halsbrecherische Manöver vollführen. Mir war richtiggehend schlecht, aber nach der Landung lobte
er meinen Sohn und erteilte die Freigabe zum Chartern. Von jetzt an flogen wir immer mal wieder
mittags zum Essen nach Edesse.
Für unsere betuchten männlichen Kunden hatte ich mir einen neuen Service ausgedacht. Ich nannte
in „Seitensprung Exklusiv“ und dabei würde für die Frau ein Event veranstaltet werden, das wie bei
1001 Nacht sein sollte. Den ersten Kunden stellte ich den Frauen so vor:
„Ein sehr attraktiver Mann, 36 Jahre 1,81 groß und schlank möchte eine Frau einladen, eine
unvergessliche Zeit mit ihm zu verbringen. Er ist verheiratet und möchte gerne mal wieder das
Kribbeln erleben und Schmetterlinge im Bauch spüren. Er lässt Dich Erster Klasse einfliegen, Du
hast eine Suite im besten Hotel und er unternimmt mit Dir, was Du Dir immer schon gewünscht
hast. Er geht mit Dir zum Shoppen in exklusive Boutiquen und Ihr sucht raffinierte Dessous aus. Ihr
esst im besten Lokal und geht am Abend ins Musical oder in die Oper.
Vom 12.11. bis zum 16.11. ist er in New York und würde sich über einen Besuch von Dir freuen. Du
kannst ihn aber auch im Dezember in Dubai treffen. Wenn Dir Deutschland lieber ist, kannst Du ihn
auch in Hamburg oder Berlin besuchen. Selbstverständlich übernimmt er alle Kosten Deiner Reise.
Er ist ein Mann, für den Geld keine Rolle spielt und der eine Frau auf Händen trägt. Dabei sieht er
noch blendend aus und ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle.“
Die Resonanz war überwältigend. Es meldeten sich mehr als 50 Frauen und der Mann hatte nun die
Qual der Wahl.
Die OPMs, wie Uwe und El nun von allen Mitarbeitern genannt wurden, hatten ihr Portfolio
erweitert. Sie kauften sich ein Überspielgerät für Super 8 Filme und digitalisierten Dias und
verschiedene Videoformate. Sie schalteten Zeitungsannoncen und ein reger Kundenverkehr setzte
ein.
Es kam wieder eine Verordnung raus, dass alle Ultraleicht-Piloten ein Funksprechzeugnis BZF II
brauchten. Ich hatte ja meines bereits 2004 gemacht, aber Hanna und Andi mussten nun auch ran.
Basti war so vom Fliegen begeistert, dass er beschloss, auch einen Flugschein zu machen und ich
wollte das englische Funksprechzeugnis BZF I haben. Deshalb engagierte ich einen Lehrer, der zu
uns in die Firma kam. Wir hatten drei Monate jeden Montag eine Stunde Unterricht und dann kam
der Tag der Prüfung. Ich war als erster dran, denn ich musste keine Theorieprüfung ablegen,
sondern nur mit einem Prüfer englisch sprechen und dann einen simulierten Abflug und eine
Landung in englisch machen. Das war nun recht schnell erledigt und ich hatte bestanden.
Vor meiner Prüfung war ich ganz ruhig, weil ich sicher war, dass ich alles beherrschen würde, aber
jetzt begann ich nervös zu werden. Zuerst mussten die Kinder ihre Theorieprüfung ablegen. Das
dauerte eine halbe Stunde, dann kamen sie wieder raus. Sie machten alle ein recht zuversichtliches
Gesicht, denn sie hatten sich gut vorbereitet. Dann kam der praktische Teil, den ich ja beim ersten
Mal versemmelt hatte. Ich wusste, wie leicht man da in eine Falle tappen konnte und meine
Nervosität stieg ins Unermessliche. Als sie raus kamen, waren sie ganz ruhig, denn in dem Moment
weiß man ja noch nicht, ob man einen Fehler gemacht hat. Dann wurden sie wieder rein gerufen.
Strahlend kamen sie raus, alle hatten bestanden.
Wir veranstalteten drei mal im Jahr Castings in verschiedenen Städten, aber immer wieder
beschwerten sich Männer, dass in ihrer Gegend kein Casting statt finden würde und sie keine