Page 104 - Michaels_Buch Februar_neu
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Es gab kurze Geschäftsreisen, aber auch sehr attraktive Routen. Die interessanteste Reise ging drei
            Wochen in die Karibik. Ich hatte nicht nur verheiratete Frauen, die ein erotisches Abenteuer
            suchten, sondern auch solche, die ledig waren und sich ab und an bei uns ein Date arrangieren
            ließen, aber auf keinen Fall eine feste Bindung wollten. Genauso verhielt es sich bei Männern und
            besonders die ledigen Männer, die in gehobenen Positionen waren, buchten den Reiseservice.

            Im Februar lernte Christian Carmen kennen. Er hatte ja bereits eine eigene Wohnung und sie zog
            schon recht bald bei ihm ein. Carmen arbeitete als Kellnerin in einem Restaurant und besuchte
            Christian öfter in der Firma. Sie war bei allen Mitarbeiterinnen beliebt, weil sie ein angenehmes
            Wesen hatte.


            Andi, Hanna und ich charterten jetzt, da wir keinen eigenen Flieger mehr hatten, in Hildesheim bei
            Hans ein Flugzeug, wenn wir wieder mal fliegen wollten. Wenn wir etwas Zeit erübrigen konnten,
            flogen Andi und ich mit zwei Eurostars. Meistens flog Basti mit Andi und ich im zweiten Eurostar
            hinterher. Besonders gern machten wir tiefe Überflüge über eine der Bahnen des Airports Hannover.

            Jeder größere Flughafen hat eine Kontrollzone. Die Größe hängt von der Anzahl der
            Flugbewegungen ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine 747 oder ein Ultraleicht-
            Flugzeug handelt, denn jede Bewegung wird gleich gezählt. Die Controller wurden angewiesen
            auch Flugzeuge, die auf dem Weg zu einem Ziel durch die Kontrollzone flogen, einzuladen einen
            Überflug zu machen, denn dann konnten sie gezählt werden. Wir beschlossen einen tiefen Überflug
            über den Airport Hannover zu machen. Wir starteten in Hildesheim, Andi und Basti flogen vorweg,
            ich hinterher. In Hannover angekommen, simulierten wir eine Landung und vor dem Aufsetzen
            zogen wir die Flieger wieder hoch. Andi flog mit 200 Stundenkilometer 5 Meter über der Bahn und
            zog dann seinen Eurostar fast senkrecht nach oben. Ich dagegen bin nie tiefer als 20 Meter über der
            Bahn geflogen und am Ende auch nur ganz langsam wieder gestiegen.

            Eines Tages standen Uwe und El bei mir im Büro. Sie waren total niedergeschlagen und berichteten,
            dass das ganze Emil Berliner Haus geschlossen würde und alle Mitarbeiter entlassen wären. Sie
            wollten eine eigene Firma gründen, um die Aufträge zu erledigen, die nun nicht mehr vom
            Mastering gemacht werden konnten. Dazu fehlten ihnen nur Räumlichkeiten. Ich hatte einige
            Monate vorher hinter unserem Büro von unserem Vermieter einen kleinen Anbau gemietet und bot
            Uwe und El an, dass sie den benutzen konnten. Innerhalb weniger Tage hatten sie ihn hergerichtet
            und One Point Media, so nannten sie ihre Firma zog ein. Ich war richtig froh, denn nun konnte ich
            wie früher in der PolyGram morgens zum Kaffeetrinken zu ihnen kommen und über Gott und die
            Welt quatschen.

            Da der Reiseservice so gut ankam, dachte ich mir eine weitere Neuerung aus. Ich veranstaltete ein
            Wochenende auf Mallorca. Dazu sicherte ich mir in einem Hotel etliche Zimmer und dann schickte
            ich einen Newsletter an Frauen und Männer. Die Resonanz war gut und ich legte einen Termin fest.
            Losgeflogen wurde Freitagnachmittag und Sonntagnachmittag ging es wieder zurück. Da die Leute
            aus ganz Deutschland kamen, wurden die Flüge von verschiedenen Flughäfen gebucht. Meine
            Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, denn wir boten einen Full Service an. Wir buchten die
            Tickets, sorgten für den Transfer zum Hotel und hatten einen Konferenzraum gemietet, in dem sich
            alle treffen konnten. Wie immer übernahmen die Männer alle Kosten für die Frauen. Das
            Wochenende lief so gut, dass wir diesen Service regelmäßig anboten.


            Andi hatte jetzt einen Flugschein für Echo-Klasse-Flugzeuge. Christian, Andi, Basti und ich wollten
            uns deshalb öfter mal den Luxus erlauben und mittags zum Essen nach Edesse fliegen. Dort war ein
            kleiner Flugplatz in der Nähe von Peine, der eine hervorragende Gastronomie unterhielt. Ich
            vereinbarte einen Termin mit einer Charterfirma in Hannover und Andi und ich fuhren zu seiner
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