Page 93 - Michaels_Buch Februar_neu
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jetzt für mich besonders schwierig, weil ich das nie richtig hinbekommen hatte, aber mit dem Mut
            der Verzweiflung schaffte ich es. Da sagte der Prüfer über Funk: „Das war gut, aber ich möchte es
            nochmal sehen.“ Mir brach der Schweiß aus. Ich startete durch und brachte doch tatsächlich noch
            ein zweites Mal dieses Kunststück fertig.


            Nach den Ziellandeübungen muss man zu einem vorher festgelegten Flugplatz fliegen, dort landen,
            sich einen Stempel geben lassen und wieder zurückfliegen. Ich habe mir Wunstorf ausgewählt, wo
            Werner mich als Flugleiter erwarten sollte, wenn der Tower der Bundeswehr nicht offen hatte. Nach
            etwa 10 Minuten verschlechterte sich das Wetter und die Sicht wurde immer schlechter. Zwei
            andere Schüler, die nach Porta Westfalica fliegen sollten, waren wieder umgekehrt, aber ich war zu
            ehrgeizig und wollte unbedingt meinen Prüfungsflug beenden. Ich sah links von mir den Deister, ein
            längliches Gebirge und wusste irgendwann nicht mehr, wo ich war. Wir durften kein GPS benutzen,
            sondern mussten nach Karte fliegen.

            Jetzt war guter Rat teuer. Ich sagte mir, wenn ich am Deister lang fliege, muss ich irgendwann die
            A2 sehen. Dann flieg ich an ihr rechts entlang nach Norden, bis ich den blauen See bei Garbsen
            sehe, drehe um, biege nach 5 Minuten rechts ab und bin nach weiteren 5 Minuten über dem
            Militärflugplatz. Das hat auch wunderbar geklappt und ich habe mich über Funk gemeldet. Keine
            Antwort. Ich habe mehrmals meine Meldung wiederholt, doch ich wurde nicht gehört. Ich habe
            mein Handy genommen und Werner angerufen. Er war total erstaunt, dass ich bei diesem Wetter
            gestartet war und versprach in 15 Minuten da zu sein.

            Ich war so mit den Nerven fertig, dass ich mir selbst die Landeerlaubnis gegeben habe und bin
            gelandet. Nachdem ich meine Parkposition erreicht hatte, sah ich auch schon Werner kommen. Wir
            tranken Kaffee und plauderten etwas, dann verbesserte sich das Wetter und ich wollte wieder
            starten. Ich rollte zum Rollhalt und plötzlich gab es einen Knall, Mein Pedal vom Querruder fiel
            herunter und kam nicht mehr hoch. Ich stieg aus und mit Werner zusammen schoben wir den
            lädierten Zephyr zurück.

            Jetzt wurde mir klar, dass ich unverschämtes Glück gehabt hatte. Nur zwei Minuten später wäre ich
            in der Luft gewesen. Dort hätte ich sofort Mayday gefunkt, und damit eine große Aktion
            eingeläutet. Ein erfahrener Pilot hätte das Flugzeug ohne Probleme nur mit dem Seitenruder landen
            können, ich aber war viel zu grün hinter den Ohren. Es wäre ein Hubschrauber mit einem Fluglehrer
            neben mir hergeflogen und hätte mich Landeanflüge nur mit Seitenruder üben lassen, bis ich das
            halbwegs beherrscht hätte. Da ich für 2 Stunden Sprit an Bord hatte, wären das wohl die zwei
            schlimmsten Stunden meines Lebens geworden. Doch ich hatte Glück gehabt. Ich rief in
            Hildesheim an, wo mir der Prüfer in Anbetracht meines Pechs die bestandene Prüfung bestätigte
            und mir zu meiner großen Freude mitteilte, dass Andi und Hanna ebenfalls bestanden hatten.

            2004 Zickenkrieg
            In unserer Kartei hatten wir Männer unterschiedlichster sozialer Schichten. Vom einfachen Arbeiter
            über den Akademiker bis hin zum Professor war alles vertreten. Ich hatte wieder mal eine neue Idee.
            Ich wollte eine Art Supermitgliedschaft ins Leben rufen. Für Leute, bei denen es nicht aufs Geld
            ankam, kreierte ich die Silber und die Goldcard. Das waren Mitgliedschaften, die alle unsere
            Leistungen enthielten und jedes Mitglied bekam eine bestimmte Mitarbeiterin zu geteilt.


            Da Hanna und Andi jetzt auch Flugstunden hatten, wollte ich Werner dazu bringen, dass sie diese
            ebenfalls auf dem Zephyr absolvierten. Doch er lehnte ab. Dann hätte der Flieger wieder in
            Hildesheim stationiert werden müssen und er wollte jetzt ständig selbst damit fliegen. Er schlug mir
            vor, mich auszuzahlen und ich solle mir ein eigenes Flugzeug kaufen. Ich war einverstanden und
            nach einiger Sucherei fand ich in der Eifel ein Flugzeug, das ich mir leisten konnte und das für die
            Schulung zugelassen war. Im März fuhren Werner und ich hin, und da er der erfahrenere Pilot war,
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