Page 91 - Michaels_Buch Februar_neu
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Tages flogen wir nach Wismar. Werner hat nur den Start gemacht und ich bin den ganzen Weg von
Wunstorf bis zum Ziel selbst geflogen. Werner ist gelandet, wir haben uns zwei Fahrräder geliehen
und sind zum Hafen gefahren. Wir hatten einen sehr schönen Tag und gegen Nachmittag flog ich
die ganze Strecke zurück. Als wir gelandet waren, sagte Werner, dass ich nun bereit sei, Unterricht
in einer Flugschule zu bekommen.
Am 31. März begann mein Unterricht in der Ultraleicht-Schule Hildesheim. Werner hat unseren
Zephyr hingeflogen, denn ich machte meine Ausbildung auf dem eigenen Flugzeug. So musste ich
keine Charter-Gebühren, sondern nur den Lehrer bezahlen. Ich hatte drei Fluglehrer, Andreas, der
für die Theoriestunden zuständig war, und Michael und Hans, die mir das Starten und Landen
beibrachten.
Nach unserem Umzug in die neuen Räumlichkeiten begann ich meine Medienaktion noch zu
steigern. Ich hatte mir wieder etwas Neues einfallen lassen, das sonst noch keiner angeboten hatte.
Das Problem für viele Frauen war, dass die Männer sich zwar in den glühendsten Farben
schilderten, beim ersten Treffen dann aber die große Enttäuschung kam. Um eine objektive
Beschreibung des Mannes zu bekommen, veranstaltete ich Castings in ganz Deutschland.
Ich mietete den Konferenzraum eines Hotels, in dem Doreen und ich ein Doppelzimmer bezogen
und stellte Tische für eine Jury zusammen. Vor dem Tisch stand ein Stuhl, auf dem der zu castende
Mann sitzen würde. Im Frauen-Newsletter habe ich nach Jurymitgliedern gesucht und reichlich
Zusagen bekommen.
Es haben sich pro Casting Termin immer wenigstens 10 Männer gemeldet, die auch bereit waren,
dafür kräftig in die Tasche zu greifen. Sie bekamen Termine im Abstand von einer halben Stunde
und da sie bereits im Vorfeld bezahlt hatten, waren auch alle pünktlich da. Eine Stunde vor dem
ersten Termin kamen die Frauen und Doreen und ich brieften sie, damit sie wussten, was zu tun sei.
Dann begann das Casting. Ich saß draußen bei den Männern und ließ 5 Minuten nach dem letzten
Mann den nächsten in den Raum. Dort empfing ihn die Jury und Doreen erzählte ihm, was jetzt
passieren würde. Die Frauen löcherten ihn mit Fragen, er musste nach vorne zu einem Geruchstest
kommen und sie wollten seine Hände sehen. Alle machten sich Notizen, aus denen Doreen eine
ausführliche Beschreibung und Bewertung des Mannes erstellte. Die gecasteten Männer standen
ganz oben unter „Coole Männer“ und wurden als Supermann geführt. Unter ihrer Beschreibung
stand die ausführliche Bewertung und eine Schulnote.
Zu den Castings kamen nun öfter Medienvertreter, wir hatten Printmedien und TV-Sender zu Gast,
die natürlich die Männer nur verpixelt zeigten.
Ich war nun drei Mal die Woche in Hildesheim, entweder zur Theorie oder zum praktischen
Unterricht. Bei der Theorie ging es richtig gut zur Sache. Ich hatte ein Programm, mit dem ich die
Multiple Choice Fragen zu Hause üben konnte und lernte schnell Navigationsaufgaben zu lösen. Im
Mai war die theoretische Prüfung und ich war so gut vorbereitet, dass ich nach 15 Minuten meine
Arbeit abgab und da der Prüfer auch noch draußen eine praktische Prüfung abnahm, konnte ich
meinen Mitschülern helfen, alles richtig zu beantworten. Ich war auch in keiner Weise aufgeregt, da
ich so viel geübt hatte, dass ich jede Antwort im Schlaf wusste.
Ganz anders sah es in der Praxis aus. Das Starten hatte ich recht schnell drauf, aber meine
Landungen waren eine Katastrophe. Hans sagte zu mir: “Beim Landen versuchst du, das Flugzeug
zu zerstören, und ich hindere dich daran“. Das traf so ungefähr das, was auch ich dachte. Wir
drehten nun nur noch Platzrunden mit touch and go, d.h. wir fliegen ein Viereck, landen kurz und
starten wieder durch.