Page 666 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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654                       Wilhelm Wirth.

       weil die  erste Exposition auch bei der Vergleichsabsicht noch mehr
       selbständige Betrachtung zur ersten Hauptorientirung erheischt. Doch
       wird immer die Yergleichsexposition sozusagen in den nämlichen »Tact«
       mit hineinzunehmen versucht.  Die Zeit von ca. ^4 See. erschien mir
       selbst hier als passendste Zwischenzeit, ohne dass ich leugnen wollte,
       dass noch mehr Uebung in der angemessenen Betrachtung diese Zeit
       nicht auch herabsetzen würde,  i)  Für noch einfachere Variationen der
       Zwischenzeit müsste freilich in der Radperipherie ein zweiter Spalt in
       seiner Entfernung vom ersten variirt werden können, was aber den
       Apparat natürlich sehr complicirt.
          Allerdings  wird auch durch  die  sichere Aussicht darauf, dass
       jeweils  im  Yergleichsobject immer nur  ein einziges Element
       variirt werden wird,  die innere Continuität in der Auffassung der
       beiden Complexe   erhöht  und  das  Vergleichsurtheil dadurch dem
       besseren Erfolge jener zweiten »Einstellung« angenähert.  Das Ver-
       gleichsurtheil wird also hierbei so schnell  als möglich schon bei der
       zweiten Exposition  selbst  actuell, wenn man von vorne herein die
       Beziehung der Objecto aufeinander angestrebt hat.  Die spätere Er-
       innerung bei der Wiedergabe braucht   sich  nicht an  die einzelnen
       Elemente zu halten und etwa die Vergleichung erst dann auszuführen,
       sondern kann in der Hauptsache das fertige Urtheil reproduziren. Es
       fanden sich hinreichend prägnante Fälle, in denen sich diese für das
       Vergleichsurtheil günstige Art  der Wiedergabe besonders klar von
       den späteren Stadien scheiden lässt.  Je besser der Beobachter sogleich
       zu klarer psychologischer Reflexion übergehen kann, umso  leichter
       werden nachträgliche Vergleichungen schon subjectiv ausgeschieden. Zu
       einer objectiven Unterscheidung, also abgesehen von der Reflexion auf
       die zeitliche Trennung der Processe, dienen zugleich die gelegentlichen


          1) Allerdings musste zu diesem Zwecke auch immer die Spaltweite etwas
       verringert werden, um bei der geringeren Umlaufsgeschwindigkeit eine genügend
       kurze Expositionszeit zu ergeben.  Bei der geringeren Ausdehnung von nur ö in
       Kreuzform angebrachten Figuren (Feld 3, 4, 5, 9 und 10 in Fig. 6) — nur 21 mm
       in Richtung der Spaltbewegung — wurde hier auch bei 6 cm Spaltweite und 1 See.
       Umlaufszeit immer noch eine hinreichend lange reine Expositionszeit  (ca.  12,8°')
       erlangt.  Der Experimentator hielt in diesem Falle den Radspalt zunächst ver-
       schlossen, öffnete nach einem Signal kurz nach einem Vorbeigang, verschob nach
       dem nächsten den Schlitten und schloss nach dem folgenden Vorbeigang den Spalt
       wieder ab.
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