Page 668 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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656                       Wilhelm Wirth.

        von Finzi   als Erfolg größerer Complexe ergeben hatte, ohne dass
        ich  die Erklärung durch noch  nicht maximale Uebung, wenigstens
        für meine Versuche, ausschließen wollte. Es sollen hier nur ein paar
        Beispiele für  die bereits hinreichend klar gelegten Verhältnisse bei-
        gefügt werden, welche zugleich die allgemeine Vergleichbarkeit dieser
        speciellen Versuchsbedingungen mit den früheren darthun (die Reihen-
        folge  der nach  Fig. 5  citirten Figuren-Nummern   entspricht den
        Feldern 3,  4, 5,  9, 10 in Fig. 6):
        1)  Exposition:  7, 3, — , 6, 4 (Feld 5 leer).  Wiedergabe: Alles richtig
           und sicher [W.).
           Exposition:  11,  7, 15, 15,  2.  Wiedergabe:  11,  7, 15? —  [G).
        2)                                                         2,
        3)  Als besonders  fehlerhaft: Exposition:  2,  10,  1,  6,  8.  Wieder-
           gäbe: -,  5,  1,  7, 8 (W.).
           Bei den Vergleichsversuchen wurde indessen die Ungleich-
        heit von 5 Figuren durch eine einzige Variation der oben
        bezeichneten Art noch durchweg richtig als solche erkannt.
        Die  unmittelbare Wiedergabe   zeigt  sich  jedoch besonders bei
        Variation des Complexes besonders gestört.      Selten wurde aber
        zugleich der Ort der Variation richtig angegeben, was aber natürlich
        hier nicht  als  unsichere Auffassung  der  Verschiedenheit gedeutet
        werden  kann,  wie  bei behebiger Beherrschung   des  TJrcomplexes,
        sondern eben gerade als Ausdruck des Vergessens der Einzelheiten,
        welche dem an sich sicheren Verschiedenheitsurtheil als freilich auch
        im einzelnen nicht maximal klare Grundlage   dienten.  Die Angabe
        der Einzelfiguren selbst war bei je 5 Figuren bereits durchweg lücken-
        haft und confus.   Bei mehrfacher Variation wurde diese      allge-
        meine Störung erhöht, doch pflegte dann wenigstens eine Verschieden-
        heit  sicher und auch  hinsichtlich  des Ortes  richtig bezeichnet zu
        werden.  Die Beurtheilung der objectiven Grieichheit war eben-
        falls bis zu 5 Figuren noch sehr deutlich von der Verschiedenheits-
        auffassung getrennt, verstieg sich jedoch selten zum klaren
        und sicheren Grleichheitsurtheil, dämpfte sich vielmehr, je länger
        die Wiedergabe dauerte,   meist umso mehr   zur Behauptung   eines
        »Gleichheitseindruckes«  oder  einer  »sehr großen Aehnlichkeit«  ab.
        Die Wiedergabe war auch hier lückenhaft, doch der geringen Zahl
        von vorgeführten Einzelfiguren entsprechend, etwas besser.  Interessant
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