Page 672 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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660                       Wilhelm Wirth.

      tachistoskopischer Anordnungen geführt wurde.   Sie  ist  vor  allem
      zur Ermöglichung einer beliebigen tachistoskopischen Variation eines
      Complexes erdacht worden, also für das Problem jener idealen Um-
      fangsbestimmungen   nach  der Yergleichsmethode   ohne  jeden Ge-
      dächtnissverlust bei unmittelbarer  zeitlicher Nachbarschaft der Ver-
      gleichsobjecte.  Außerdem dürfte sie aber sowohl für die einfachen
      tachistoskopischen Versuche  mit einmahger  tachistoskopischer Ex-
      position  eines Objectes,  als auch  für  eine  bessere Variation  der
      Zwischenzeit zwischen mehrfachen tachistoskopischen discontinuirlichen
      Einzelexpositionen eine gewisse Ergänzung der bisherigen Apparate
      bilden!).  Der neue Apparat   ist  in dem Modell,  das von Herrn
      Mechaniker E. Zimmermann einstweilen bis zur Herstellung     einer
      completeren Anordnung ausgeführt wurde, in Fig. 7 schematisch ab-
      gebildet. Es besteht in der Hauptsache in der runden Spiegelscheibe S,
      (in diesem Modell einstweilen mit 35 cm Kreisdurchmesser), welche
      um die senkrecht zur Bildebene laufende Axe a in dem Lager M
      beliebig  rasch rotiren kann und vermittelst des  gleichfalls an der
      Axe a befestigten Transmissionsrades R   (in der Zeichnung nur im
      Umrisse  schraffirt) mit einem Electromotor getrieben wird.  Durch
      Stativ H und Unterlage U ist das Ganze, wieder mit a in Augen-
      sitzhöhe, auf einem Tische  befestigt.  In dem äußersten E^reisringe
      des Spiegels ist nun ein quadratischer Ausschnitt von 5 x 5 cm aus


          1) Vor Ausgestaltung dieser speciellen Anordnung versuchte ich das bekannte
      Falltachistoskop  in  der Weise zum Vergleich  continuirlicher  Objecte mit
      tachiskopisch dargebotenen einzurichten,  dass unten ein kleiner senkrecht ver-
      schiebbarer Schlitten angebracht wurde, welcher zwei Expositionsscheiben (ähnlich
       wie G, Fig. 1) über einander enthielt.  Je nach der unteren oder oberen Endlage
       dieses Schlittens befand sich das  continuirlich oder das tachistoskopisch zu be-
       trachtende Object im Sehfeld,  Durch  sein unteres, umgebogenes Ende konnte
       zugleich der Objectschlitten in seiner oberen Lage vom Spaltschlitten beim Herab-
       fallen erfasst und nach Schluss der tachistoskopischen Exposition mit nach unten
       gerissen werden, so dass nach einem raschen Emporziehen des Spaltschlittens so-
       gleich wieder die continuirliche Aussicht auf das nicht tachistoskopisch zu ex-
       ponirende Object frei wurde.  Nach Schluss der Betrachtung vor der  tachisto-
       skopischen Exposition musste dann freilich der Schlitten erst in seine obere Lage
       gebracht und zunächst bis zur tachistoskopischen Exposition des Objectes, das jetzt
       im Gesichtsfeld stand, verdeckt werden.  (Vgl. hierzu die Beschreibung des neuen
       Tachistoskops nach Wundt's Angaben  a. a. 0.)  Doch wurde  abgesehen von
       diesen Schwierigkeiten  die Discontinuität sehr störend empfunden.  Vgl. femer
       oben S. 583.
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