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wohlwollenden Gönner. Sie nennen sich Ritter, Mit einem weithin vernehmbaren „Ich übernehme
und ihr Führer wird mit Burggraf angesprochen. das Präsidium“ hat er sein Amt anzutreten und
Die „Rote-Ecke“ besteht vorwiegend aus den erst nach Vornahme von mindestens einer amtli-
ausübenden Artisten und bildet die Elite der chen Handlung, kann er es wieder abgeben, wenn
Bürger und wird geführt von er seinen Nachfolger deutlich benamset hat.
dem Bürgermeister. Keiner Joldschwester und keinem Joldjungen darf
Im Centrum sitzen die „Neuaufgenommenen“, es an Mut gebrechen, dieses Amt zu übernehmen.
die dort ihre Lehrzeit machen. Sie wählen nach Lehnt sie oder er aber in Erkenntnis ihrer Unfä-
einiger Zeit, welcher Fraktion sie sich anschlie- higkeit trotzdem ab, so hat diese Ablehnung die
ßen wollen. Es gibt aber welche, die bleiben Buße eines sechsfachen Jodels zur Folge.
dem Centrum für immer treu; das sind die Scho- Wer ein gewichtig Wort zu sprechen hat; vermel-
laren, die Doktoris und werden geführt vom Ma- det es dem Präsidenten, damit ihm dieser das
gister. Wort erteile. In der Fidelitas sollen die Jold-
Es ist nicht erlaubt, der einmal gewählten Frak- schwestern und Joldjungen ihren Witz und Geist
tion untreu zu werden. Die Versammlung sitzt leuchten lassen. Zeigen müssen sie, dass sie der
an gesonderten Tafeln, die im ganzen ein Vier- zehnten Muse dienen, und kunstbeflissen sollen
eck bilden und alle so Platz zu nehmen haben. sie eifern, ihr Bestes zu geben, auf dass die Fide-
An der Stirnseite: das Präsidium. Gegenüber: litas unvergessliche Stunden bereite.
Das Centrum. Links davon die „Rote-Ecke.“ Ihr Die Sonne der Weisheit umleuchte stets das
gegenüber: der Adel. Dem Präses ist unbedingte Haupt eines Fidelitas-Präsidenten, streng sei er,
Gefolgschaft zu leisten und er hat volle Strafge- aber gerecht, auf dass er seine Getreuen nicht un-
walt. Er sei aber stets ein gerechter und weiser gebührlich schröpft, ansonst es mehr Verdruss als
Präses und verhänge Strafen so, dass niemand Freude an den Sitzungen gibt.
darob greine und damit den Beschlüssen der Es ergab sich einmal, dass in der Sektion Zürich
Sektion entspreche. Die Fraktionsführer sind die der damalige Adels-Führer in der Fidelitas, der
Lehrer und Sachverwalter ihrer Fraktion. Roten-Ecke den Krieg erklärte. „Aber“, meinte
Die hohe Polizeigewalt wird vertreten durch den er, „wir schlagen uns nur mit geistigen Waffen“!
Büttel, der auserkoren ist solche zu verkörpern. Seppl Dammhofer, welcher zu jener Zeit Rote-
Man leistet dem Büttel stets Folge, sofern man Ecke-Führer war, nahm diese Kriegserklärung
nicht Jodelstrafen gewärtigen will, und man mit den Worten hin: „Ich bedaure unendlich mit
muss dem Büttel stets geben, was ein weiser diesem Feind keinen Krieg führen zu können;
Präses an Strafen verhängt hat. denn mit Wehrlosen geben wir uns nicht ab“!
Neueinreitenden und -ausreitenden wird der
Begrüssungs- oder Abschiedskantus von der Ejj. Jürg Wüthrich
ganzen Corona stehend gesungen. Der Fez wird
gelüftet, des Präsidenten Haupt bleibt bedeckt.
Beim letzten Vers des Abschiedskantus reicht
man sich in der Kette die Hände.
Beim Hinscheiden eines der Unsrigen gibt der
Präses den Nachruf. Er gedenkt in herzlichen
Worten der Vorzüge und Taten des Verbliche-
nen. Alles erhebt sich von den Plätzen, der Fez
wird gelüftet, die Musik intoniert: „Ich hatte ei-
nen Kameraden“. Betrifft der Trauerfall die ei-
gene Sektion, so hat diese, zum mindesten die
Fraktion, Trauer anzulegen. Zu Ehren des Da-
hingeschiedenen hat die Fidelitas in der Trauer-
sektion zu unterbleiben.
Das Szepter der Fidelitas führt gewöhnlich der
Sektions-Präsident; es kann aber ad libitum an
andere abgegeben werden, die in ganz besonde- Fritz Lehmann Swend Freitag
rer Weise gottbegnadete Eigenschaften dafür
aufzuweisen haben. Adelsführer Stellvertreter