Page 97 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Harun Yahya






                 Diese Ermächtigung, die den Mord zum Teil des Alltagslebens machte, wurde zur Grundlage für die
             Verbrechen der Nazi-Psychiater. Ironischerweise versuchten die  Verteidigeranwälte in den Nürnberger
             Kriegsverbrecherprozessen und ähnlichen Prozessen später, dies herunterzuspielen zum bloßen Befehlsempfang
             und als strafmildernd zu definieren.


                 Die Durchführung des T4-Programms


                 Mitte 1939 wurden die letzten Vorbereitungen für die Umsetzung des Programms getroffen. Im Oktober wur-
             den von Beratern und Psychiatern erstellte Fragebögen über Geisteskranke an Krankenhäuser und andere
             Institutionen verschickt. Darin ging es um folgende Dinge: Name des Patienten, Stand, Nationalität, Verwandte.
             Wird der Patient regelmäßig besucht? Wenn ja, von wem? Wer trägt die Kosten? Wie lange befindet sich der
             Patient bereits im Krankenhaus? Wie lange ist der Patient schon krank? Diagnose, Hauptsymptome? Ist der

             Patient bettlägrig? Steht der Patient unter Vorbehalt? Wurde der Patient aufgenommen trotz Unheilbarkeit? Ist
             der Patient kriegsverletzt? Rassische Zugehörigkeit?
                 Auch an der Kriegsfont wurden diese Fragebögen verteilt.
                 Im Rahmen des T4-Programms waren vier Frontgruppen installiert worden, um die Anweisungen des T4-
             Hauptquartiers zu verwirklichen, und während der Nachforschungen wurde von ihnen der Ursprungsort der
             entsprechenden Maßnahmen geheimgehalten. Wenn ein Krankenhaus oder eine Familie wegen eines
             Totenscheins oder der Todesursache nachforschte, war es unmöglich, die Angelegenheit
             weiter zurückzuverfolgen als bis zur Ebene dieser vier Frontgruppen.
                 Diesen Gruppen zugeordnet war eine weitere Gruppe, deren Mitglieder auf die

             Tötung von Kindern spezialisiert war. Sie trug den Namen “Reichskomitee für den
             wissenschaftlichen Umgang mit Schwerkranken infolge von Erbschäden und
             Veranlagung“ und fungierte als Mutterorganisation von zwei Unterorganisationen:
             Der “Wohlfahrtsverein für den Krankentransport“ war zuständig für den Transport
             der Patienten zu den Tötungszentren. Die “Wohlfahrtsstiftung für staatliche
             Fürsorge“ war zuständig für die “Restabwicklung“.
                 Besonders zynisch war, dass anschließend den Angehörigen der ermordeten

             Patienten die Kosten für dieses Verbrechen in Rechnung gestellt wurden, wobei
             diese oft gar nicht wussten, dass sie die Ermordung ihrer Verwandten
             bezahlten.















                       Diese
               Ermächtigung,
              bekannt als der
             “Führer-Befehl”,
             bevollmächtigte
             Nazi-Ärzte, jene
          Patienten zu töten,
            deren Tod sie für
             nötig hielten. Er
              begründete die
                  angebliche
            “legale“ Basis für
           die von den Nazi-
             Ärzten verübten
                 Verbrechen.
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