Page 98 - Der Darwinismus als soziale Waffe
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Rauchende Schlote von den Öfen,
die zur Verbrennung der Körper in
der Hadamar Tötungsanstalt ver-
wendet wurden.
Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln
der Bernburg Tötungsanstalt
Die Fragebögen wurden ausgefüllt von den
Ärzten und Psychiatern, die jeweils für die
Patienten zuständig waren. Ausgewertet wurden
sie von den zuständigen T4-”Experten“. Keiner
der Patienten wurde von ihnen medizinisch be-
gutachtet. Ob ein Patient getötet wurde oder
nicht, wurde ausschließlich anhand der
Fragebögen entschieden.
Zugleich mit der Verschickung der Fragebögen wurde eine Reihe von Kliniken
für Geisteskranke entsprechend dem Bedürfnis nach Tötungsmöglichkeiten um-
oder neugebaut. Die Todeskammern in diesen Gebäuden wurden als Duschräume
getarnt.
Auf diese Weise funktionierte das ganze grauenhafte System. Sobald die
Fragebögen eingetroffen waren, wurde an die für die Ermordung von Patienten ve-
rantwortlichen Institutionen ein Vermerk des Inhalts geschickt, dass ein
entsprechendes Belegbett für Kriegsverwundete freizuhalten sei, oder dass bestimmte Patienten verlegt werden
sollten, um besser behandelt werden zu können. Genau diese Patienten wurden dann von einer der Frontgruppen
abgeholt und zu einem der Tötungszentren transportiert. Dort wurden sie schon wenige Stunden nach ihrer
Ankunft liquidiert.
Nicht nur die geistig Unheilbaren wurden hingeschlachtet. Je mehr das Euthanasie-Programm sich beschleu-
nigte, desto mehr “Lebensunwerte“ wurden in das Programm aufgenommen. Großzügig wurden Totenscheine aus-
gestellt für geistig Instabile, Schizophrene, Epileptiker, Parkinson-Kranke, Paralytiker, schwächliche Alte, Menschen
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