Page 597 - Atlas der Schöpfung 2
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Harun Yahya





                 Das Problem des Ursprungs des Lebens


                 In seinem Buch hat Darwin den Ursprung des Lebens nie erwähnt. Das pri-
             mitive Wissenschaftsverständnis seiner Zeit ging von der Annahme aus, dass
             das Leben auf sehr einfachen Strukturen beruht. Seit dem Mittelalter war die
             Theorie der spontanen Entstehung weitgehend akzeptiert, dass unbelebte

             Materie eine Anordnung annehmen kann, die Leben hervorbringt. Man
             glaubte, dass Insekten aus Essensresten entstehen, weiter stellte man sich
             vor, Mäuse entsprängen aus Weizen. Zum Beweis dieser Theorie wurden
             obskure Experimente durchgeführt: Man legte einige Weizenkörner auf ein

             schmutziges Stück Tuch und glaubte, zum fälligen Zeitpunkt würden
             Mäuse daraus auftauchen.
                 In ähnlicher Weise glaubte man, die Tatsache, dass Maden aus Fleisch her-
             vorkrochen, sei ein Beweis für die spontane Entstehung. Erst einige Zeit später
             kam man dahinter, dass Maden nicht spontan entstehen, sondern von Fliegen in
             Form von Larven übertragen werden, unsichtbar für das menschliche Auge.

                 Noch zu Darwins' Zeiten, als der Ursprung der Arten geschrieben wurde, war                      Louis Pasteur widerlegte
             der Glaube, Bakterien entstünden aus unbelebter Materie, weit verbreitet.                               die Annahme, Leben
                 Jedoch nur fünf Jahre nach der Veröffentlichung von Darwins Buch stellte Louis                    könne aus unbelebten
             Pasteur nach langen Studien und Experimenten seine Forschungsergebnisse vor, die                      Substanzen entstehen.
             die Theorie der spontanen Entstehung widerlegten, einen der Eckpfeiler von

             Darwins' Theorie. In seiner triumphalen Vorlesung 1864 an der Sorbonne sagte Pasteur: "Die Theorie der spon-
             tanen Entstehung wird sich von dem Schlag, den ihr dieses Experiment versetzt hat, nicht wieder erholen.”               2
                 Befürworter der Evolutionstheorie weigerten sich lange Zeit, Pasteur's Ergebnisse zu akzeptieren. Als
             der Fortschritt der Wissenschaft jedoch die komplexe Struktur der Zelle aufdeckte, geriet die Vorstellung,
             Leben könnte zufällig entstehen, immer tiefer in die Sackgasse. Wir werden dies in diesem Buch detailliert
             betrachten.



                 Das Problem der Genetik

                 Ein weiteres Thema, dass eine Schwierigkeit für Darwins Theorie aufwarf, war die Vererbung. Zu der

             Zeit, als Darwin seine Theorie entwickelte, wurde die Antwort auf die Frage, wie Lebewesen ihre
             Eigenschaften an andere Generationen weitergeben, wie also die Vererbung funktioniert, noch nicht voll-
             ständig verstanden. Daher war der naive Glaube, dass Erbanlagen durch das Blut übertragen werden, allge-
             mein akzeptiert.

                 Die vagen Kenntnisse über die Vererbung führten auch Darwin zu völlig falschen Grundannahmen für
             seine Theorie. Darwin nahm an, natürliche Selektion sei der "Mechanismus der Evolution". Doch eine Frage
             blieb unbeantwortet: Wie werden diese "nützlichen Eigenschaften" ausgewählt und von einer Generation
             auf die nächste übertragen? An diesem Punkt verfiel Darwin auf die Lamarck'sche Theorie, die "Vererbung
             erworbener Eigenschaften". In seinem Buch Das große Geheimnis der Evolution vertritt Gordon Rattray Taylor,
             ein Wissenschaftler, der die Evolutionstheorie befürwortet, die Ansicht, dass Darwin sehr stark von

             Lamarck beeinflusst war:

                 "Lamarckismus"... meint die Vererbung erworbener Eigenschaften... Darwin selbst neigte tatsächlich dazu, zu
                 glauben, dass solche Vererbungen aufträten und zitierte den Bericht über den Fall eines Mannes, der seine
                 Finger verloren hatte und Söhne ohne Finger zeugte... (Darwin) hatte, wie er sagte nicht, einen einzigen
                 Gedanken von Lamarck übernommen. Das war eine doppelte Ironie, denn Darwin spielte wiederholt mit der
                 Vorstellung der erworbenen Eigenschaften und wenn dies so schrecklich ist, so müsste man eher Darwin als
                 Lamarck dafür tadeln... In der Ausgabe seines Werkes von 1859 bezieht sich Darwin auf die "Veränderung äu-
                 ßerer Bedingungen", die Variationen verursachen sollten, doch nachträglich werden diese Bedingungen be-
                 schrieben als die Variationen steuernd und dabei mit der natürlichen Selektion kooperierend... 1868, als er
                 Die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen unter dem Einfluss der Domestizierung veröffentlichte, führte er eine

                 ganze Serie von Beispielen angenommener Lamarck'scher Vererbung an, wie den Mann, der einen Teil seines



                                                                                                                          Adnan Oktar    595
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