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kleinen Fingers verlor und dessen Söhne alle mit deformiertem kleinen Finger gebo-
ren wurden oder die Jungen, die mit verkümmerter Vorhaut geboren werden als
Resultat von über Generationen hinweg durchgeführter Beschneidung. 3
Lamarcks These wurde jedoch durch die genetischen Vererbungsgesetze
widerlegt, die der österreichische Mönch und Botaniker Gregor Mendel ent-
deckte. Das Konzept der "nützlichen Eigenschaften" wurde daher nicht mehr
weiter verfolgt Die Gesetze der Genetik zeigten, dass erworbene
Eigenschaften nicht weitergegeben werden und dass die genetische
Vererbung bestimmten unveränderlichen Gesetzen gehorcht. Diese Gesetze
unterstützten die Auffassung, dass die Arten unverändert bleiben. Ganz
gleichgültig, wie stark die Kühe sich auch vermehrten, die Darwin auf Englands
Tierschauen sah, die Art selbst würde sich niemals verändern: Kühe würden
Die von Mendel entdeckten immer Kühe bleiben.
Vererbungsgesetze erschütterten Gregor Mendel stellte die Gesetze über genetische Vererbung, die er als
die Evolutionstheorie erheblich.
Ergebnis vieler Experimente und langwieriger Beobachtungen entdeckt
hatte, in einem 1865 veröffentlichten wissenschaftlichen Papier vor. Doch
erst gegen Ende des Jahrhunderts erregte diese Schrift die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt. Am
Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft die Gültigkeit dieser Gesetze
akzeptiert. Darwins Theorie, die versuchte, sich auf Lamarck's These der "nützlichen Eigenschaften" zu grün-
den, war in der Sackgasse.
An dieser Stelle müssen wir ein generelles Missverständnis korrigieren: Mendel widersprach nicht nur
Lamarck's Evolutionsmodell, sondern auch Darwins'. Wie der Artikel aus dem Journal of Heredity "Mendel's
Opposition gegen die Evolution und Darwin" klarmacht, "war er (Mendel) vertraut mit dem Ursprung der
Arten ...und er widersprach Darwins Theorie; Darwin argumentierte für die Herkunft durch Modifikation
durch natürliche Selektion, Mendel bevorzugte die orthodoxe Doktrin der besonderen Schöpfung." 4
Die von Mendel entdeckten Gesetze brachten den Darwinismus in eine sehr schwierige Position. Aus die-
sem Grund versuchten Wissenschaftler, die dem Darwinismus anhingen, im ersten Viertel des 20.
Jahrhunderts ein neues Evolutionsmodell zu entwickeln. So wurde der "Neo-Darwinismus" geboren.
Die Anstrengungen des Neo-Darwinismus
Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die entschlossen waren, auf irgendeinem Weg den Darwinismus mit
der Wissenschaft der Genetik in Einklang zu bringen, traf sich 1941 auf einem Kongress, der von der
Amerikanischen Geologischen Gesellschaft organisiert worden war. Nach langer Diskussion kamen sie über-
ein, den Darwinismus neu zu interpretieren und während der folgenden nächsten Jahre erarbeitete man eine
Synthese verschiedener Wissenschaftszweige mit einer revidierten Evolutionstheorie.
Zu den Wissenschaftlern, die mit der Etablierung der neuen Theorie befasst waren, gehörten die Genetiker
G. Ledyard Stebbins und Theodosius Dobzhansky, die Zoologen Ernst Mayr und Julian Huxley, die
Paläontologen George Gaylord Simpson und Glenn L. Jepsen, und die Mathematik-Genetiker Sir Ronald A.
Fisher und Sewall Wright. 5
Um Tatsache der genetischen Stabilität zu widerlegen (genetische Homöostase) bemühte diese
Wissenschaftlergruppe das Konzept der "Mutation", das von dem holländischen Botaniker Hugo de Vries zu
Beginn des 20. Jahrhunderts vorgeschlagen worden war. Mutationen sind Defekte, die aus unbekannten
Gründen im Vererbungsmechanismus von Lebewesen auftauchen. Mutierende Organismen entwickeln unge-
wöhnliche Strukturen, die von der ihnen durch ihre Eltern vererbten genetischen Information abweichen. Das
Konzept der "zufälligen Mutation" sollte die Antwort liefern auf die Frage nach der Herkunft der vorteilhaf-
ten Variationen, die die Weiterentwicklung der Lebewesen bewirken - nach Darwins Theorie. Darwin selbst
hatte das Phänomen nicht erklären können, so versuchte er ihm auszuweichen, indem er auf Lamarck verwies.
Die Gruppe aus der Amerikanischen Geologischen Gesellschaft nannte diese neu formulierte Theorie, der man
zu Darwins These der natürlichen Selektion das Mutationskonzept hinzugefügt hatte, "Synthetische
Evolutionstheorie" oder "Moderne Synthese". Nach kurzer Zeit wurde diese Theorie als "Neo-Darwinismus"
bekannt und ihre Anhänger als "Neo-Darwinisten".
596 Atlas der Schöpfung
(Band 2)