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Stephen Jay Gould schrieb dazu folgendes:
Doch wie kann Unvollkommenheit Stasis erklären? Plötzliches Auftreten kann das Fehlen von Informationen bedeu-
ten, doch „Stasis bedeutet Daten”. Eldredge und ich waren so frustriert über die Unfähigkeit vieler Kollegen, diesen
wichtigen Punkt zu begreifen – obwohl die mittlerweile ein Vierteljahrhundert dauernde Debatte unsere
Vorstellungen zu allgemeiner Akzeptanz geführt hat, wobei noch vieles über die These des unterbrochenen
Gleichgewichts kontrovers bleibt. Doch mittlerweile haben wir diesen kleinen Terminus als Mantra oder Motto ein-
geführt. Sag es eine Woche zehnmal jeden Tag vor dem Frühstück, und das Argument wird ganz sicher durch
Osmose einsickern: Stasis bedeutet Daten, Stasis bedeutet Daten... 36
Gould, Eldredge und andere Verfechter der sprunghaften Entwicklung kritisierten die Vertreter der graduellen
Evolution heftig für ihre Unfähigkeit, die Realität der Stasis zu erkennen. Doch was sie tatsächlich machten, unter-
schied sich nicht von anderen Darwinisten. Da der Fossilienbestand nicht die von ihnen erwarteten Ergebnisse
geliefert hatte, änderten sie den Weg ihrer so genannten Evolution und konstruierten neue Details. Der Hauptgrund
für den Zorn auf und die Kritik an den Anhängern der graduellen Evolutionstheorie war die Tatsache, dass ihre
Berufskollegen, die die Stasis nicht akzeptierten, die Evolutionstheorie in den Augen der Öffentlichkeit um jede
Glaubwürdigkeit brachte. Daher vermittelten sie den Eindruck, sie hätten nun die Wahrheit gefunden, angesichts
der klaren Fakten, die der Fossilienbestand offenbarte.
Tatsache ist jedoch, dass das Modell der sprunghaften Entwicklung mindestens ebenso bodenlos und unglaub-
würdig ist, die die Theorie der graduellen Evolution.
Goulds Eingeständnis der falschen Perspektive der Vergangenheit ist eine Kritik, die sich gegen die Anhänger
der graduellen Evolutionstheorie richtet: Wir wussten lange über die Stasis Bescheid, schoben das Problem aber
immer auf den unvollständigen Fossilienbestand. 37
Wie Niles Eldredge beschreibt, ignorierten die Anhänger der graduellen Evolution eine sehr wichtige Tatsache:
Seit Darwins Zeiten haben Paläontologen meist vergeblich nach Sequenzen sich kaum merklich voneinander unter-
scheidenden Fossilien gesucht, die als Beispiele für die Transformation von Arten dienen könnten, den Prozess, den
Darwin als natürliche Folge der Evolution ansah. Nur wenige sahen Grund zu Einwänden, obwohl es eine verblüf-
fende Tatsache ist, dass die meisten Arten erkennbar dieselben bleiben, völlig unverändert während ihres Auftretens
in den Schichten verschiedener geologischer Zeitalter. 38
Niles Eldredge und der Archäologe Ian Tattershall vom Amerikanischen Museum für Naturgeschichte unter-
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(Band 2)