Page 673 - Atlas der Schöpfung 2
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Harun Yahya
Paläoanthropologen glauben, es handele sich um keine neue art, sondern Homo rudolfensis sei de facto unun-
terscheidbar von Homo habilis.
Richard Leakey, der die Fossilien fand, präsentierte den Schädel KNM-ER 1470, von dem er sagte, dieser
sei 2,8 Millionen Jahre alt, als die größte Entdeckung in der Geschichte der Anthropologie. Seiner Ansicht
nach war diese Kreatur das "Missing Link" zwischen Australopithecus und dem Menschen, weil sie ein klei-
nes Schädelvolumen besaß, gleichzeitig aber ein menschliches Gesicht aufwies. Doch bereits wenig später
stellte man fest, dass das menschenähnliche Gesicht des Schädels, der inzwischen regelmäßig auf den
Titelseiten von Wissenschaftsjournalen und populärwissenschaftli-
chen Magazinen erschien, das Ergebnis einer fehlerhaften
Rekonstruktion des Schädels war, die durchaus absichtlich erfolgt sein
kann. Professor Tim Bromage, der Studien der menschlichen
Gesichtsanatomie durchführt, fand dies 1992 mit Hilfe von
Computersimulationen heraus:
Als es (das Fossil KNM-ER 1470) das erste Mal rekonstruiert wurde, saß
das Gesicht in nahezu vertikaler Position am Schädel, praktisch wie die
flachen Gesichter heutiger Menschen. Doch neuere Studien der anato-
mischen Verhältnisse zeigen, dass das Gesicht zu Lebzeiten beträchtlich
Richard Leakey führte mit Homo rudol-
hervorgestanden haben musste und einen affenähnlichen Eindruck fensis sowohl sich selbst als auch die
vermittelte, eher wie das Gesicht von Australopithecus. 156 Welt der Paläontologie in die Irre.
Der evolutionistische Paläoanthropologe J. E. Cronin sagt dazu folgendes:
... sein relativ robustes Gesicht mit ziemlich flachem naso-alveolar clivus - sie erinnern an die Tellergesichter der
Australopithecinen - niedriger maximaler Schädelweite an den Schläfen, starkem caninem jugum und großen
Backenzähnen, wie an den verbliebenen Zahnwurzeln erkennbar ist - all das sind relative primitive Züge, die die
Art mit den Mitgliedern des taxons Afarensis africanus verbindet. 157
C. Loring Brace von der Michigan Universität kam zu demselben Schluss. Als Ergebnis seiner Analyse
der Kiefer- und Zahnanatomie des Schädels 1470 berichtete er, dass "ER 1470 von der Größe des Gaumens
her und aufgrund der Verteilung der Backenzahnwurzeln das Gesicht und Gebiss des Australopithecus ge-
habt zu haben scheint." 158
Professor Alan Walker, Paläoanthropologe an der Johns Hopkins Universität, der wesentlich mehr
Forschungsarbeit in KNM-ER 1470 investierte als Leakey, ist der Meinung, dass die Kreatur nicht als Mensch
sondern als Australopithecus klassifiziert werden sollte. 159
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Klassifikationen Homo habilis und Homo rudolfensis, die
als Übergangsformen zwischen Australopithecinen und Homo erectus präsentiert werden, völlig imaginär
sind. Von vielen Wissenschaftlern wurde mittlerweile bestätigt, dass diese Wesen der Art Australopithecus
zuzurechnen sind, denn alle ihre anatomischen Eigenschaften weisen darauf hin.
Diese Tatsache wurde weiter untermauert von den beiden evolutionistischen Anthropologen Bernard
Wood und Mark Collard, die die Ergebnisse ihrer Arbeiten 1999 in Science veröffentlichten. Nach Wood und
Collard sind Homo habilis und Homo rudolfensis (Schädel 1470) imaginär, und die Fossilien, die man diesen
beiden Kategorien zuschreibt, gehörten zu der Gattung Australopithecus:
In jüngerer Zeit hat man fossile Arten aufgrund ihrer absoluten Hirngröße, Spekulationen über ihre
Sprachfähigkeit und Handfunktion und aufgrund von Rückschlüssen über ihre Fähigkeit, Steine zu bearbeiten,
der Gattung Homo zugerechnet. Mit nur wenigen Ausnahmen wurde dabei die Definition des Begriffs "Gattung"
so benutzt, als sei dies unproblematisch. Doch ...jüngere Daten, neue Interpretationen der vorhandenen
Beweisstücke, und die Begrenztheit des paläoanthropologischen Datenbestands entwerten die existierenden
Kriterien, nach denen bestimmte Arten der Gattung Homo zugeschrieben werden. ...In der Praxis werden fossile
Hominidenarten auf der Basis eines oder mehreren von vier Kriterien der Gattung Homo zugeschrieben. ...Jetzt
ist jedoch augenfällig, dass keines dieser Kriterien befriedigend ist. Die Definition der "Überschreitung des
Rubicons" bei der Hirnentwicklung ist problematisch, denn das absolute Schädelvolumen ist ein fragwürdiger
biologischer Maßstab. Auch gibt es überzeugende Beweise, dass die Existenz der Sprachfunktion nicht verläss-
lich aus der allgemeinen Erscheinungsform des Hirns abgeleitet werden kann, und dass die für die Sprache zu-
ständigen Hirnareale keineswegs so genau lokalisiert sind, wie andere Studien nahe legten...
Adnan Oktar 671