Page 1020 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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die Obrigkeit schützt und ihm andre besondere Gefälligkeiten erweist,
                durch die man sich Anhänger schafft und die die derart Begünstigten
                ermutigen, die Sitten zu verderben und die Gesetze zu brechen.

                     Eine gut eingerichtete Republik muß also, wie gesagt, nur denen den
                Weg öffnen, die durch öffentliche Mittel Gunst erstreben, und ihn denen
                verschließen, die sie durch Privatmittel suchen. So tat es Rom. Zur
                Belohnung derer, die durch ihre Taten dem Staat nützten, verordnete es
                Triumphe und alle andern bürgerlichen Ehren. Und zum Schaden derer,
                die unter verschiedenem Anstrich durch Privatmittel groß zu werden
                suchten, ordnete es die Anklagen an. Reichten diese aber nicht hin, weil

                das Volk durch einen falschen Schein von Tugend verblendet war, so
                ernannte es einen Diktator, der mit Königsgewalt jeden in seine
                Schranken zurückwies, wie es bei der Bestrafung des Spurius Maelius
                geschah. Ein einziger solcher Fall, der unbestraft bleibt, kann den
                Untergang einer Republik nach sich ziehen; denn nach einem solchen
                Beispiel kommt sie schwer wieder auf den rechten Weg.

























































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