Page 1030 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Zweiunddreißigstes Kapitel



                                                  Inhaltsverzeichnis






                         Welche Mittel einige benutzt haben, um den Frieden zu
                                                    hintertreiben.


                Die Kolonien Circeji und Velitrae hatten sich in der Hoffnung auf den
                Schutz der Latiner gegen Rom empört. 385 v. Chr. Vgl. Livius VI, 11 f.
                Als dann die Latiner besiegt waren und diese Hoffnung schwand, rieten
                viele Bürger, Gesandte nach Rom zu schicken, um sich mit dem Senat

                auszusöhnen. Das aber hintertrieben die Anstifter der Empörung, aus
                Furcht, die ganze Strafe werde über ihr Haupt kommen. Um alle
                Friedensverhandlungen abzuschneiden, hetzten sie das Volk auf, zu den
                Waffen zu greifen und in das römische Gebiet einzufallen Ebd. 21.
                     In der Tat, wenn ein Fürst oder ein Volk jeden Gedanken an Frieden

                fallenlassen soll, gibt es kein richtigeres und zuverlässigeres Mittel, als
                es zu einem schweren Verbrechen gegen den zu bringen, mit dem man
                jeden Vergleich hintertreiben will. Die Furcht vor der Strafe, die es durch
                sein Unrecht verwirkt zu haben glaubt, wird es immer davon abbringen.
                Nach dem ersten punischen Kriege gingen die Soldaten, die in diesem
                Krieg für Karthago auf Sizilien und Sardinien gefochten hatten, nach
                Afrika, und da man ihre Soldansprüche nicht befriedigte, erhoben sie die

                Waffen gegen Karthago, 241-239 v. Chr. erwählten zwei Führer, Mathos
                und Spendios, nahmen den Karthagern viele Städte weg und plünderten
                viele andre. Um vor dem Kampfe kein Mittel unversucht zu lassen,
                schickten die Karthager ihren Bürger Hasdrubal als Gesandten an sie ab,
                von dem sie annahmen, daß er einiges Ansehen über sie hätte, da er
                früher ihr Feldherr gewesen war. Um nun den Soldaten jede Hoffnung

                auf Frieden mit Karthago zu benehmen und sie dadurch zum Kriege zu
                zwingen, beredeten Mathos und Spendios sie, den Hasdrubal samt allen
                karthagischen Bürgern, die sie gefangen hatten, zu töten. Sie töteten sie
                aber nicht nur, sondern peinigten sie vorher mit tausend Martern und
                fügten zu dieser Schandtat noch ein Edikt, nach dem alle Karthager, die
                in Zukunft gefangen würden, in derselben Weise sterben sollten. Dieser
                Beschluß und die Hinrichtung machten das Heer grausam und hartnäckig

                gegen die Karthager.







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