Page 415 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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die Aristokratie durch die [vielseitigere] Einsicht, die Demokratie durch
                die Freiheit, so daß bei der Vergleichung, die Wahl, welche Form

                vorzuziehen sey, schwierig erscheint.         150
                     36. Scipio. So will ich es denn machen, wie Aratus,           151  der, wie er
                über Dinge von Wichtigkeit zu sprechen beginnt, sein Werk mit Jupiter
                anfangen zu müssen glaubt. Lälius. Warum eben mit Jupiter? oder was

                hat denn der hier zu verhandelnde Gegenstand mit des Aratus Gedichten
                für eine Verwandtschaft? Scipio. So viel wenigstens, daß wir gebührend
                mit Dem unsere Rede [und Unterhaltung] beginnen, den allein unter
                Allen Alle, Gelehrte wie Ungelehrte, einstimmig den König der Götter
                und Menschen nennen. Nun? erwiederte Lälius [was willst du damit

                sagen?] Was sonst, antwortete Jener, als was klar vor Augen liegt? Sey es
                nun, daß von den Lenkern der Staaten die Ansicht zum Besten des
                menschlichen Zusammenlebens aufgestellt worden ist, daß Ein König im
                Himmel walte, der, wie Homer sagt, durch das Nicken seines Hauptes
                den ganzen Olymp in Bewegung setze,             152  und der zugleich als König

                und Vater Aller zu betrachten sey; und diese Ansicht bekommt ein
                großes Gewicht durch viele Zeugen: (wenn man anders Alle Viele
                nennen will:) daß die Stimmen der Völker, nämlich durch der Könige
                Willen veranlaßt, sich so ausgesprochen haben, Nichts sey besser als ein
                König, da ja nach dem allgemeinen Glauben alle Götter durch die

                Obmacht eines Einzigen regiert werden:           153  oder sey es, daß wir zu
                aufgeklärt sind, um darin etwas Anderes als Mißverstand Unkundiger
                und Behauptungen, die nicht viel besser als Mährchen sind, zu erkennen;
                so laßt uns Die hören, welche gleichsam die gemeinsamen Lehrer der
                Gebildeten sind, die Das so zu sagen mit leiblichen Augen gesehen

                haben, was uns kaum zu Ohre gekommen ist. Wer sind denn Diese? fiel
                Lälius ein. Diejenigen, [antwortete Scipio,] welche durch Erforschung
                der Natur aller Dinge sich überzeugt haben, daß diese ganze Welt durch

                die Weisheit * * *     154


                                              [Lücke von vier Seiten.]


                [Der erste Herausgeber füllt diese Lücke nicht unpassend mit folgender
                Stelle aus Lactantius ( Epit. 4.), der unser Werk vor sich hatte, aus.]
                [»Plato spricht für die monarchische Verfassung, indem er Einen Gott
                annimmt, von dem die Welt eingerichtet, und auf wunderbare Weise
                vollkommen hergestellt worden sey. Aristoteles, sein Schüler, räumt ein,
                daß es ein geistiges Wesen [Eine Seele, Einen Verstand] gebe, das über






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