Page 410 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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als Beispiel beizubehalten, Cyrus, unter dem sich's erträglich leben ließ,
                oder der, wenn ihr wollt, sogar liebenswürdig war, gränzt in Rücksicht
                auf die Möglichkeit, seine Gesinnung umzuwandeln, an jenen so

                furchtbar grausamen Phalaris,        131  zu dessen Weise sich die
                Alleinherrschaft nur gar zu leicht im raschen Eilschritt hinneigt; so wie
                die oligarchische Staatsverwaltung der Aristokraten in Massilia nur gar
                zu nahe an die eine Zeit lang zu Athen herrschende und eng
                zusammenhaltende Faction der dreißig Tyrannen hinstreift. Daß aber die

                Volkssouveränität der Athener bis zur frechsten Pöbelwuth ausgeartet
                war, beweisen, um keine andern Beispiele aufzusuchen, die
                verderb * * *     132


                                             [Lücke von zwei Seiten.]



                29. * * *   133  der furchtbarste [Feind des Glückes der Staaten erhebt sich
                oft] aus der aristokratischen Parthei, den Partheiungen [zur Erringung]
                der Tyrannengewalt, dem Königthum oft auch der Volksherrschaft: und
                es geht [aus der Verwirrung] dann wieder eine der von mir genannten
                Verfassungen hervor. So findet sich denn ein wunderbarer Kreislauf und

                gleichsam eine regelmäßige Abwechslung von Veränderungen und
                Umwälzungen in den Staaten. Es gehört jedoch Weisheit dazu, sie zu
                erkennen, aber nur ein Bürger von großem Talent und ein Mann von
                beinahe göttliche, Geiste vermag, sie bestimmt vorauszusehen, wenn sie
                herandrohen, und [zu rechter Zeit] das Steuer der Regierung des Staats
                ergreifend, ihrem Laufe selbst die Richtung zu geben, und dadurch ihrer

                Herr zu bleiben. Und darum muß ich denn eine vierte Art von
                Verfassung eines Staates für die allerbeste erklären, nämlich eine aus den
                drei angegebenen ursprünglichen gemischte und [dadurch] gemäßigte.
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                     30. Ich weiß, fiel Lälius ein, daß Dieß deine Lieblingsidee ist, mein
                Africanus. Denn ich habe dich schon oft in diesem Sinne sprechen hören.
                Doch möchte ich, wenn du es nicht zu ungerne thust, von dir eine
                Erklärung vernehmen, welche von den genannten drei Verfassungen du

                für die beste hältst. Denn es kann sogar vortheilhaft seyn zur Erk * * *
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                                             [Lücke von zwei Seiten.]


                31. * * * und so ist eben jeder Staat, wie entweder der Charakter oder der
                Wille Desjenigen, der wirklich regiert. Darum hat [im Grunde] die





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