Page 405 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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einmal von P. Crassus und Appius Claudius der Anfang gemacht worden,
                109  erhalten demungeachtet, ob jene gleich todt sind, den einen Theil des

                Senats, angestiftet von Metellus und P. Mucius, in Feindschaft gegen
                uns, und, indem sie die Bundesgenossen und Latiner aufhetzen, die
                Verträge gebrochen werden, die unruhstiftenden Triumvirn                110  täglich
                neue Unordnungen veranlassen, die wohlhabenden Vaterlandsfreunde

                aber eingeschüchtert sind, machen sie, daß der einzige Mann, der es
                vermag, bei diesen gefahrvollen Zeiten nicht helfend einschreitet.
                Darum, meine jungen Freunde, laßt euch rathen, und fürchtet die
                Nebensonne nicht; denn entweder kann es keine geben, oder wenn auch
                ihre Erscheinung keine optische Täuschung ist, so darf euch darüber

                keine Besorgniß anwandeln, oder wir können von dergleichen Dingen
                gar Nichts wissen; oder wenn wir auch davon alles Mögliche wüßten, so
                kann uns doch ein solches Wissen weder besser noch glücklicher
                machen. Daß wir aber Einen Staat und Ein Volk haben, das ist nicht nur
                möglich, sondern es ist auch höchst nachtheilig, wenn es nicht so ist:
                zudem wissen wir, daß es nicht so ist, und sehen zugleich, daß wir, wenn
                es dahin gebracht wird, besser und beglückter leben werden.

                     20. Nun, was meinst du denn, Lälius, fiel Mucius ein, daß wir lernen
                müssen, um eben das zu Stande zu bringen, was du haben willst? Lälius.
                Diejenigen Kenntnisse, die uns dahin führen, daß wir dem Vaterlande
                nützlich werden können. Denn Das halte ich für das herrlichste Resultat
                der [Bemühung um] Weisheit, und für den größten Beweis oder die
                höchste Pflicht der Tugend. Darum laß uns denn, damit wir die

                gegenwärtigen Ferien zu einer für das Vaterland recht ersprießlichen
                Unterhaltung anwenden, den Scipio bitten, er möge uns seine Ansicht
                darüber mittheilen, welche Verfassung eines Staates er für die beste
                halte. Dann wollen wir uns noch auf andere Untersuchungen einlassen;
                und wenn wir damit im Reinen sind, dann werden wir durch den Gang
                der Erörterung eben auf dieses kommen und über das Verhältniß der
                Dinge, die uns unmittelbar vorliegen, uns verständigen.

                     21. Da hierüber Philus und Manilius und Mummius ihre freudige
                Zustimmung bezeugt hatten * * *           111



                                           [Lücke von zwei Seiten.]       112


                * * * [und Dieß] habe ich nicht blos aus dem Grunde gewünscht, weil es
                sich gehört, daß gerade Der, welcher im Staate am höchsten steht, über
                den Staat spreche, sondern auch weil ich mich erinnerte, daß du gar oft






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